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petition der wocheNutella: Wenn schon ungesund, dann bitte fair

Anlass der Petition Nutella ist nicht bio

Das wollen die Initiatoren Ferrero soll im Rahmen eine Pilotprojekts herausfinden, ob die Leute Bio-Nutella kaufen würden

Das wollen sie nicht Kein Nutella mehr essen

Mit einem speziell schmalen Teigschaber kann man die allerletzten Reste aus den engsten Ecken der Nutella-Gläser kratzen. Manche von denen sind so groß, dass da sogar kleine Dackel reinpassen würden. Und mit dem „Nutella to go“ muss man auch gar nicht bis zu Hause warten, um das Messer in die cremige Masse tauchen zu können. Man isst sie einfach pur. Mit Crackern. Aber egal was sich die Firma Ferrero noch so für ihr vermutlich beliebtestes Produkt ausdenkt, alle Varianten haben vor allem eines gemeinsam: sie enthalten Palmöl und sind somit umweltschädlich. Klar, Nutella ist auch ungesund, macht dick und ist schlecht für die Zähne. Aber für René Bacher zählt vor allem eins: „Die Massenplantagen von Palmöl sind pures Gift. Die Rodungen nehmen Tieren ihren Lebensraum, bilden riesige Ölpalm-Monokulturen. Danach wächst da nicht mehr viel.“

Das stimmt. Die Nutella-Zutat Palmöl ist zwar das am meisten produzierte Pflanzenöl, zugleich aber auch das schädlichste. In den vorrangig südostasiatischen Produktionsländern vertreibt der Anbau nicht nur Wildtiere, auch Bauern und Indigene werden aus den Gebieten vertrieben, in denen riesige Regenwaldflächen für die Palmölplantagen gerodet werden. Große Mengen Kohlenstoff werden freigesetzt, die Erderwärmung so vorangetrieben. Dennoch steckt das Öl in einer Vielzahl europäischer Produkte: Im Biodiesel, in Körperpflege- und Waschmitteln, in diversen Nahrungsmitteln: Über eine Millionen Tonnen Palmöl jährlich werden allein nach Deutschland importiert.

Und es gibt weitere Inhaltsstoffe der Nuss-Nougat-Creme, die laut René Bacher „total kritikwürdig sind“. Er verweist etwa auf Haselnüsse, von denen er ebenso bezweifle, dass sie fair gehandelt seien wie der verwendete Zucker. „Das sieht man ja nicht auf dem Label.“ Auch die Plastikdeckel und der viele Plastikmüll, der etwa bei den „To go“-Gefäßen anfalle, sei vermeidbar. „Ich esse liebend gern Nutella. Der Geschmack war von Kind auf sehr prägend“, sagt Bacher. Aber das schlechte Gewissen schalte sich immer öfter ein. Der Vegetarier hat schon sämtliche Alternativen ausprobiert. Bio und fair gehandelte Schokoaufstriche, oder sogar Selbstgemachtes. Aber letztendlich kehre Nutella doch immer wieder in seinen Alltag ein. „Natürlich ist das ungesund, so wie viele andere Dinge auch. Aber es gibt es ja trotzdem“, sagt Bacher und findet, dass sich Ferrero angesichts der Omnipräsenz seines Produkts wenigstens mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen sollte.

Im Rahmen einer Petition fordert Bacher daher die Firma Ferrero auf, ein Pilotprojekt ins Leben zu rufen: eine Testaktion, die zeigen soll, ob Kunden bereit wären, mehr zu zahlen für ein ökologische Variante des Bestsellers Nutella:““Sicher verdoppelt sich dann der Preis, aber ich bin gerne bereit, das auf mich zu nehmen, wenn ich dadurch niemanden ausbeuten würde.“

Auf der firmeneigenen Website beteuert Ferrero, dass man sich stets um eine nachhaltige Beschaffung der Zutaten bemühe. Und dass Nutella seit Ende 2013 „weltweit zu 100 Prozent mit als nachhaltig zertifiziertem, segregiertem Palmöl produziert“ werde. Das Öl sei wichtig, da es den charakteristischen Geschmack der anderen Zutaten nicht beeinträchtige. Auf eine Nachfrage der taz wollte sich die Firma bis Redaktionsschluss aber nicht äußern. Leonie Ruhland

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