: ohne zielgruppe: zeichnungen von ursula döbereiner
Seit einigen Jahren malt Ursula Döbereiner nicht mehr. Stattdessen nimmt sie den Fotoapparat oder Videos, hält alltägliche Szenen fest und zeichnet sie nach den Vorlagen durch. Später werden die Bilder im Computer gespeichert und je nach Ausstellungsanlass vergrößert.
Die Medienarbeit ist für Döbereiner Fortsetzung der abstrakten Malerei. Personen, Situationen und Gegenstände werden auf Umrisslinien reduziert. So bündeln die Zeichnungen Nebensächlichkeiten als Bild einer der Zeit enthobenen Realität. Mitunter können die Konturen einer Tischtennisplatte oder einer simplen Umhängetasche ganze Galeriewände füllen: Das natürliche Maß der Dinge und ihre Erscheinungsweise vermischen sich im Raum.
Dafür hat die 1963 geborene, in Berlin lebende Döbereiner ein plausibles Konzept. Sie will das Allgemeine hinter dem Individuellen zeigen, „das, was die Leute verbindet, und nicht das, was sie besonders macht“. Für Döbereiner löst sich in diesem Prozess nicht nur die künstlerische Handschrift, sondern jede Fixierung der Figuren auf.
Übrig bleibt eine Art Gestalt, ohne metaphysischen Überhang, als schlichte Präsenz nichtspezifischer Dinge.
Döbereiner zeigt den Lifestyle einer abstrakten Zielgruppe, der am Ende alle angehören. Deshalb finden sich ihre Zeichnungen als Kommentar auch auf der Literaten-Homepage www.ampool.de, demnächst werden Arbeiten in der Berliner Galerie M. + R. Fricke zu sehen sein. hf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen