off-kino: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Unter dem Titel „The Open Road – Schätze aus dem British Film Archive“ zeigt das Arsenal im März Filme aus dem Bestand des British Film Institute National Archive, die eine Übersicht über britisches Film- und Fernsehschaffen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er-Jahre bietet. Eröffnet wird die Reihe mit dem Programm „Electric Edwardians“, kurzen Stummfilmen der Jahre 1900 bis 1913 aus der Produktion bzw. des Verleihs von Sagar Mitchell und James Kenyon: Szenen mit starkem Verkehr in Glasgow im Jahr 1901 oder promenierenden Menschen am Pier von Blackpool, sowie Aufnahmen von Sportereignissen (Manchester United gewinnt 2:0 gegen Burnley) und dem Burenkriegshelden General Baden-Powell zeigen, wie die Menschen damals in Großbritannien lebten und was sie interessierte. Vor allem aber sagen sie viel über den Film als Unterhaltungsform der damaligen Zeit aus: Da es noch keine Kinos gab, wurden die Filme vor allem auf Jahrmärkten oder in Varietés für die „Unterschicht“ gezeigt, was sowohl die stark lokalbezogenen Themen der Mitchell/Kenyon-Filme erklärt als auch ihre Inszenierung. Denn der wichtigste Faktor in der Vermarktung der Filme war das Versprechen, sich bereits am Abend nach der Aufnahme selbst auf der Leinwand bewundern zu können – weshalb die Kameramänner und andere Mitarbeiter ihre „Stars“ wie Schulkinder und Arbeiter stets ganz offen ermutigten, sich mit Winken, Mützenschwenken und kleinen Possen vor der Kamera zu produzieren. Weil man durch Zufall beim Abbruch eines Hauses die Negative der Mitchell/Kenyon-Filme wieder gefunden hat, ist die Bildqualität nach erfolgter Restaurierung übrigens hervorragend. Ebenfalls auf dem Programm: Alfred Hitchcocks Frühwerk „The Ring“ (1927), eine intelligent inszenierte Dreiecksgeschichte im Boxermilieu, in der sich ein Mädchen zwischen dem Jahrmarktsboxer „One-Round“ Jack und dem australischen Boxchampion Bob Corby entscheiden muss, sowie das Eifersuchtsdrama „A Cottage on Dartmoor“ von Anthony Asquith.
Eine Retrospektive der Filme Ernst Lubitschs präsentiert das Babylon Mitte anlässlich des 60. Todestags des Regisseurs. In der gezeigten Dokumentation „Ernst Lubitsch in Berlin“ wirft Robert Fischer einen Blick auf die Anfänge des Maestros, der zunächst als Schauspieler bei Max Reinhardt sowie in Filmgrotesken reüssierte, ehe er sich an der Regie versuchte. In „Meyer aus Berlin“ (1919) ist Lubitsch sein eigener Hauptdarsteller: ein impertinenter Frauenheld, der sich mit Lederhose und Trachtenjacke zur Kur in die Alpen begibt, wo er dann allerdings lieber den Damen nach- als die Berge hinaufsteigt. Lubitschs Meisterwerk ist jedoch die herrlich amoralische Kriminal- und Gesellschaftskomödie „Trouble in Paradise“ (1932), in der man auch die indirekte Erzählweise des Regisseurs studieren kann, die das eigentliche Vergnügen an seinen Filmen ausmacht: So erzählt Lubitsch hier von einer Verführung, indem er eine Sequenz lang nur Uhren und eine Flasche eisgekühlten Champagners zeigt. Lars Penning
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