momentaufnahmen: Wenn der Dubai-Drink in die Stille zischt
Es ist der langsame Zug nach Bremen, die S-Bahn, die immer 15 Minuten länger braucht. Draußen ist es schon lange dunkel, nur manchmal, wenn man durch irgendein niedersächsisches Dorf fährt, rauschen Lichter vorbei.
Alle haben sich für den größtmöglichen Abstand zueinander entschieden, die Augen geschlossen, die Körper an das kalte Fenster gelehnt. Eine junge Frau telefoniert leise, ihr antwortet eine Kinderstimme, immer ein paar Sekunden versetzt.
Eine Lautsprecherdurchsage: „In Kürze erreichen wir Bookholzberg.“ Der Zug hält, Ausstieg in Fahrtrichtung links. Niemand steigt aus, niemand steigt ein. Bookholzberg scheint aus einer Reihe Straßenlaternen zu bestehen, sonst nur Dunkelheit und Stille.
Die RS3
verkehrt stündlich zwischen Oldenburg und Bremen und wird von der Nordwestbahn betrieben. Die Strecke führt vorbei an Dörfern und Bauernhöfen, die Fahrt dauert 36 Minuten.
Dann: Das laute Zischen einer Dose. Ein Energydrink, neongrüne Verpackung, Geschmackssorte „Dubai-Schokolade“. Der Mann dazu wirkt zu alt für das Getränk, seine Haare sind grau, die Arbeitshose ist dreckig, auf der Jacke das Logo eines Malereibetriebs. Er trinkt zwei Schlücke, seufzt, guckt sich ohne Kopfhörer ein Video an: Fußball, jemand spricht, Jubelschreie. In Kürze erreichen wir Hude. AmandaBöhm
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