metaller-streik: Regionale Premiere
Kita-Streik, Metaller-Streik – wird Berlin die Hauptstadt des Arbeitskampfes? Nein, beide Auseinandersetzungen sind nicht miteinander zu vergleichen. Während es den Kita-Angestellten um Qualität und Quantität der Kinderbetreuung, in Wahrheit aber auch um das Sparprogramm des rot-roten Senats geht, wollen die Metaller schlicht und einfach eines: mehr Geld. Das ist ihr gutes Recht – auch in Berlin. Denn hier hängt das Lohn- und Einkommensniveau hinter anderen Regionen zurück.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Dass die Metaller bei der heute beginnenden Urabstimmung dem Streik zustimmen werden, darf als sicher gelten – alles andere wäre eine Katastrophe für die Gewerkschaft. Drohen, wenn ab 6. Mai die Bänder stillstehen, massenweise Firmenpleiten, wie mancher nicht müde wird zu warnen? Wohl kaum, die Gewerkschaft plant eher eine Taktik der kleinen Nadelstiche: Ausgewählte Unternehmen und Zulieferer sollen nur noch einige Tage lahmgelegt werden, um die Fernwirkung des Arbeitskampfes gering zu halten und kalte Aussperrungen in nicht bestreikten Betrieben zu verhindern.
Die Auswahl der Region als Streikgebiet zeigt zudem etwas anderes: Deutsche Gewerkschaften, die sich eher als Tarifpartner, denn als -gegner der Unternehmer verstehen, streiken dort, wo es den Betrieben wenig wehtut, das Geschäft mehr oder weniger brummt. An Firmenpleiten haben sie kein Interesse. Dass Berlin und Brandenburg erstmals eine Pilotfunktion in einem bundesweiten Arbeitskampf einnehmen, ist so gesehen eine erfreuliche Premiere. Denn sie bedeutet: Die Industrie der Region muss sich nach Jahren der Rezession der bundesdeutschen Normalität genähert haben – Tarifautonomie und Streiks gehören dazu.
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