piwik no script img

meinungsstark

Der brennende Autofrachter

„Wind verhindert Bergung von Autofrachter“,

taz vom 31. 7. 23

Liebe taz Redakteurinnen, ich lese eure Zeitung täglich, weil ich euren unabhängigen und kritischen Journalismus sehr schätze. Manchmal wundere ich mich jedoch etwas. Vor dem niederländischen Wattenmeer brennt ein voll beladener Autofrachter. Das Medienecho ist gewaltig, Die Bewohner deutscher Nordseeinseln machen sich Sorgen über die möglichen Folgen. Deutsche Urlauber auf niederländischen Inseln spekulieren, ob es an Elektroautos liegt. Aus Fahrlässigkeit oder auch um Geld zu sparen, waren die Sicherheitsvorkehrungen bei diesem Transport nicht so, dass dieses Ereignis ausgeschlossen werden konnte. Wer war das? Wer trägt die Verantwortung? In der umfangreichen Medienberichterstattung, jedenfalls wenn ich sorgfältig gelesen habe, wird mit keiner Silbe erwähnt, wer diesen Transport in Auftrag gegeben hat. Der Abfahrtsort legt nahe, dass es ein Unternehmen der deutschen Autoindustrie ist. Wer ist verantwortlich, was gedenken die zuständigen Konzernleitungen zu tun? Vielen Dank für euren kritischen Journalismus! Dietrich Schmidt, Hildesheim

Eine „herrschaftliche“ Erziehung

„Durch die zionistische Linse“, taz vom 1. 8. 23

„Der religiöse Zionismus ist eine Bewegung, die sich als Gegenentwurf zum sozialistischen Zionismus der Arbeiterpartei versteht“, schreibt der Autor. Es gibt allerdings sehr viele Gemeinsamkeiten – nämlich die zionistische Ideologie selbst. Deshalb wurde auch, als die Arbeiterpartei an der Regierung war, der Siedlungsbau in der Westbank vorangetrieben. Man muss sich nicht wundern, warum die Mehrheit der israelischen Bevölkerung die Entrechtung der Palästinenser ausblendet, denn fast alle haben eine entsprechende Erziehung erhalten. Dazu gibt es ein aufschlussreiches Buch von Nurit Elhanan: „Palästina in israelischen Schulbüchern. Ideologie und Propaganda in der Erziehung“. Außerdem sind viele der Demonstrierenden Soldaten gewesen und haben bei der Repression der Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen praktisch mitgewirkt. So etwas hinterlässt „herrschaftliche“ Spuren im Bewusstsein. Manuela Kunkel, Stuttgart

Gasteltern plus Arbeitgeber_in

„Ausbeutung mit Familienanschluss. Au-pairs sind vielen Familien eine willkommene Hilfe. Doch sie werden oft ausgenutzt – auch weil eine gesetzliche Kontrolle fehlt“,

taz vom 28. 7. 23

Diese taz Nahaufnahme zur Ausbeutung von Au-pairs ist interessant, es fehlt jedoch die Perspektive von Gasteltern. Wir haben als Familie drei Au-pairs gehabt: eine junge Frau aus Kanada und zwei junge französische Männer. Familien müssen sich klar machen, dass mit einem Au-pair ein zusätzliches Familienmitglied einzieht. Die Au-pairs, die bei uns gewohnt haben, waren selbst noch Kinder. Sie waren zum ersten Mal von zu Hause ausgezogen und in ein anderes Land gereist. Wer erwartet, dass man als Au-pair eine erwachsene Arbeitskraft bekommt, die eine professionelle Reinigungskraft und Kinderbetreuung ersetzen kann, muss scheitern. Bei uns hat es zweimal sehr gut geklappt, aber einmal hat die Chemie zwischen uns und dem Au-pair nicht gestimmt. Wer die Gast­geberkinder vor dem Fernseher parkt, um seine Hausaufgaben für die Sprachschule zu machen, ist nicht reif genug für so einen Job. Wenn man sich bei Gastfamilien umhört, wird man auch Geschichten von anderen unreifen jungen Erwachsenen erfahren, die meinen, dass sie sich verhalten können wie bei ihren Eltern, und es schon als Arbeit empfinden, wenn sie das Badezimmer sauber hinterlassen. Es gibt auch Fälle, in denen die psychischen Probleme des Au-pairs die ganze Gastfamilie belasten. Für beide Seiten ist es bestimmt besser, wenn es Agenturen gibt, die klar definieren, was eine Gastfamilie erwarten kann, und die Rechte beider schützen, die also eingreifen, wo Missbrauch vorliegt, und Wechsel ermöglichen, wenn die Chemie nicht stimmt, oder beide darauf vorbereiten, was es heißt, als Gastgeber_in auch Arbeitgeber_in zu sein oder als Gast auch Arbeitnehmer_in. Alke Matzat, Berlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen