meinungsstark:
Wenn der Aufschrei ausbleibt
„Das Mittelmeer ist ,ein Tatort‘. Proteste in Brüssel gegen EU-Asylpolitik“, taz vom 29. 6. 23
Sich mit Banalitäten zu beschäftigen, während auf dem Mittelmeer Boote mit Menschen aller Altersgruppen umher irren, ist einfach in einer Welt voller Möglichkeiten. Ich meine, wenn man privilegiert ist. Man kann ja auch nicht die ganze Welt retten. Das eigene Leben regeln, arbeiten gehen, Steuern zahlen. Das eigene Leben retten, schwimmen, obdachlos sein. Sich an gesellschaftliche Normen halten, sich anpassen, Menschen und ihren Vorstellungen gerecht werden. Gesellschaftliche Verhältnisse aufbrechen, anders denken, Menschen und ihre Vorstellungen versuchen zu verstehen? Wieso wird man eigentlich nachdenklich und traurig, wenn man ernsthaft über die Verhältnisse auf der Welt nachdenkt? Wieso muss man sich Ruhe erkämpfen, in einer Welt voller Möglichkeiten? Wenn der Aufschrei ausbleibt, bleibt es ruhig. Aber nicht im Herzen. Filiz Ennulat
Wenn sich das Denken verengt
„Die Entwicklung der Grünen: Das eingehegte Denken. Eine globale Ethik der Gerechtigkeit hat bei den Grünen keine Heimat mehr. Notwendig ist eine politisch-philosophische Gegenkultur“, taz vom 28. 6. 23
Sehr geehrte Frau Wiedemann, Ihr Kommentar spricht mir aus dem Herzen. Ich sehe auch, dass sich das öffentliche Denken immer weiter nach rechts und Richtung Unfreiheit bewegt. Getrieben vor allen Dingen durch politische Parteien, hier explizit Die Grünen, die bisher immer noch als Garant des Menschlichen und Solidarischen erkennbar waren. Sie haben ihren ehemaligen Kurs verloren und torkeln, mit den anderen Akteuren, Richtung repressiver Staat. Der Raum verengt sich rasant schnell. Vielen Dank für Ihren Artikel.
Elmar Hahn, Langen
Flucht und Gleichberechtigung
Betrifft: Quotenregelung bei Zuwanderung?
Eigentlich hätte klar sein müssen, dass die Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik eine Geschlechterquotenregelung mit jeweils der Hälfte Männer und Frauen beinhalten sollte. Anfangs dachte ich, das wird schon, aber es ist immer noch kein Thema. Ganz im Gegenteil, man könnte meinen, gerade in Syrien und Afghanistan gäbe es keine Frauen. Selbst in unseren Gedanken tauchen sie nicht mehr auf. Denn sie werden eingesperrt, gefoltert, verfolgt und mit psychischer und physischer Gewalt bedroht.
Mit völligem Unverständnis nehme ich zur Kenntnis, dass weibliches Leid totgeschwiegen wird, und ich habe es satt, dass niemand mehr diese Problematik thematisiert. Aber da sich bereits jetzt die Überzahl an männlichen Flüchtlingen aus patriarchalen, frauenfeindlichen Strukturen sowohl gesellschaftlich als auch auf das Frauenbild erheblich auswirkt, bin ich nicht mehr bereit, das einfach hinzunehmen. Ignorieren und tolerieren unterstützt an dieser Stelle die männlich dominierte Machtpolitik und verstärkt das Symptom. Mittlerweile ist jede emanzipierte Frau wieder gefragt, sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Name ist der Redaktion bekannt
Das Ende jeder Rücksicht?
„Wo Prävention nichts wert ist“, taz vom 30. 6. 23
Sehr geehrte taz, endlich mal wieder eine Kolumne, die mir aus der Seele spricht. Vorerkrankte und sogenannte Vulnerable sind mittlerweile vergessen und aus der Öffentlichkeit verbannt. „Es sterben ja eh nur die Alten und Schwachen“ ist längst Staatsraison geworden. Was für eine Gesellschaft sind wir geworden? Eine, in der die AfD immer größere Zustimmung erreicht – und der sogenannte linke Teil dieser Gesellschaft kann nicht mal ein Stück Stoff vor dem Mund tragen, um Proteste und Veranstaltungen auch denen zugänglich zu machen, die unser aller Schutz am meisten verdienen? Wenn wir das nicht schaffen, wie wollen wir Rechtsruck und Klimawandel bewältigen? Ich bin zutiefst enttäuscht von dieser Gesellschaft. Name ist der Redaktion bekannt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen