meinungsstark:
Wer spricht?
„Im Land der Antifeministen“, taz vom 15. 12. 17
Vor vielen Jahren gab es im WDR einmal eine Frauen-Pilotsendung, „Sphinx“ hieß sie, glaube ich, da hat der damalige Außenminister Genscher ein Interview gegeben. Dieses schien ganz interessant zu sein.
Dann hat frau das Ganze mit einer weiblichen Stimme synchronisiert und dasselbe Interview nochmal gezeigt.
Da erst wurde (mir) deutlich, was Genscher für einen nichtssagenden Stuss von sich gab!
Männer werden im Allgemeinen überschätzt, vielleicht auch, weil wir insgeheim hoffen, an ihrer (gesellschaftlichen) Macht teilhaben zu können. Klaus-Peter Klauner, Brühl
Wildschweinereien
„Die Lieblinge der taz“, taz vom 18. 12. 17
Die Lieblinge der taz sind also laut Seite zwei „rotkohl-knödelige Wildschweinereien“, die am Buffet der taz-Weihnachtsfeier so reichlich waren, „dass alle gut gestärkt bis in den Morgen“ tanzten. Während man also weiter munter die abgeschlachteten Lebewesen in sich reinstopft, bekommen dagegen die LeserInnen gleichzeitig auf Seite acht geraten, einen „deutlich günstigeren und nicht minder lecker gefüllten Kürbisbraten mit Macronen-Spinat-Reis“ zu verspeisen. Würde mir nicht so viel am Fortbestand meiner bislang geliebten taz liegen, hätte ich liebend gerne allen ihren MitarbeiterInnen gewünscht: Wären euch doch die Wildschweinköpfe im Halse stecken geblieben! PS: Wenn Ihr solche überflüssigen Informationen über eure ekelhaften Fressorgien druckt, dann könnt Ihr auch diesen LeserInnenbrief bitte abdrucken. Danke. Susanne Nowak, Frankfurt a. M.
Rationierung im Gesundheitswesen
„Gesundheit, Wohnen, Rente oder Pflege: Bewegt sich da was?“, taz vom 13. 12. 17
Ärzteverbände sind nicht nur aus pekuniärem Interesse gegen eine Bürgerversicherung, sondern auch, weil sie eine massive Verschlechterung ihrer Patientenversorgungsmöglichkeiten befürchten. Jetzt als Zweiklassenmedizin empfundene Wartezeiten auf Termine sind Ergebnis politisch gewollter Kostendämpfungsmaßnahmen, nämlich entstanden durch strikte Begrenzung der ärztlichen Arbeit, Stichwort Quartalsbudget, d. h., jedem Kassenarzt ist ein Quartalshonorar zugeteilt. Warum sollte dieser nach Erreichen seines Verdienstes zusätzlich noch Termine mit unbezahltem Arbeiten anbieten? Wollte eine Regierung ernsthaft Wartezeiten verkürzen, bräuchte sie nur die Deckelung des ärztlichen Honorars abzuschaffen. Verdeckt sind noch andere Rationierungsmaßnahmen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) installiert, z. B. darf der Arzt nur eine begrenzte Menge an Heilmitteln oder Medikamenten verordnen, bei Überschreitung muss er durch zeitraubende ausführliche Begründungen einen Regress (sprich: Strafe zahlen) abwenden. Bei Privatpatienten gibt es diese Beschränkungen nicht. Deshalb würde eine einheitliche Gebührenordnung auch keine Besserung bringen, wie es Prof. Lauterbach suggeriert. Hier Pauschalierung, Zuteilung auf niedrigem Niveau und Mengenbegrenzung, dort freiberufliches Handeln, wie es anfällt. Nur der Wegfall der GKV-Rationierungsmaßnahmen würde einer Bevorzugung von Selbstzahlern den Boden entziehen. Das aber ist nicht angedacht. Im Gegenteil, neue diagnostische Verfahren oder Medikamente würden ohne die Private Krankenversicherung (PKV) noch zögerlicher zu Leistungen der GKV. Computertomografie, MRT oder PET waren erst privat zu bezahlen, dann als Einzelleistung auf Antrag finanziert, bis sie Leistung der GKV wurden. Ohne den ständigen Vergleich mit der PKV ließen sich Rationierungen oder Verweigerung von Innovationen noch leichter bewerkstelligen. Eine Bürgerversicherung würde bestehende Unzulänglichkeiten des Gesundheitswesens nicht beseitigen, sondern sie verschärfen.
Thomas Scholz, Berlin
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