meinungsstark:
Sexualisierte Gewalt
betr. „Neu-Biafra-Sperma“, taz vom 14./15. 10. 17
Ich möchte dringend anregen, auch in der taz damit aufzuhören, bei Gewalt von „Sex“ zu sprechen, allenfalls von „sexualisierter“ Gewalt. Das wäre wirklich progressiv, was die taz ja sein will. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend haben rund 40 Prozent aller Frauen in Deutschland seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt. Viele davon haben heute noch mit Traumata zu kämpfen, ihnen geht es nach dem Lesen einer solchen Erzählung, die auch eine Vergewaltigung schildert, schlecht. Sie sind wütend, ihnen wird übel. Ich bin mir sicher, vielen Frauen in Afrika geht es nicht anders.
Die Erzählung versucht so zu tun, als fände Gewalt in einer irrealen Sphäre statt, damit sie sagen kann, es ist keine sexualisierte Gewalt, es ist doch nur Fiktion! Doch am Ende steht da nun einOpfer – der seines Spermas beraubte, schöne, in der neuen Welt erfolgreiche, doch wunderbarerweise immer noch traditionelle Mann – im Militarylook! Spätestens beim Spermienraub wird uns klargemacht, dass es sich hier doch tatsächlich um sexualisierte Gewalt handelte, nun zweifach. Birgit Kübler, Regensburg
Sechs Fragen zu öffentlichem Stillen
betr. „Viel Aufregung um ein bisschen nackte Brust“, taz vom 7./8. 10. 17
Warum ziehen wir uns im Schwimmbad überhaupt Bikini und Badekleidung an, wenn sowieso in Kneipen, Parks und Bussen gestillt wird? Warum musste ich im Café beim Kuchenessen den Anblick einer stillenden Supermutter ertragen, deren 3–4-jähriges (!) Kleinkind ganz offensichtlich lieber Cola oder Bionade wollte statt Muttermilch? Warum regte sich im taz-Artikel eine Mutter auf, dass sich deren Bekannte nach der Artihrer Geburt erkundigten? (Dies war ihr zu intim!) Warum mussten neulich allen Passagieren im Flugzeug beideentblößten Brüste zur Schau gestellt werden?
Warum packen meine Freundinnen just in dem Augenblick ihre Brüste zum Stillen aus, wenn ich (Kinderlose) meinen ersten Antrittsbesuch bei ihrem Neugeborenen mache? Und zuletzt: Wäre es für das Kind selbst nicht schöner, wenn es an einem ungestörten unbeobachteten Ort in aller Ruhe zu essen und zu trinken bekäme? Susanne Nowak, Frankfurt am Main
Schreibt nicht pauschal von Sachsen
betr. „Alte Story, junger Star“, taz vom 17. 10. 17
Der taz stünde es gut, auch in Kommentaren nicht von Sachsen, Berlinern, Bayern oder Baden-Württembergern pauschal zu schreiben. Ein kleiner Zusatz wie „die Baden-Württemberger CDU“ statt „das eröffnet Räume für Spahn und die Baden-Württemberger“ wäre hier angebracht. Bernhard Harter, Sigmaringen
Seltsam, merkwürdig
betr. „Über Ameisen sprechen“, taz vom 18. 10. 17
Eine lustige Geschichte habe der Franzose Paul Ricoeur auf der Buchmesse erzählt, heißt es. Obwohl sein Vater im Ersten Weltkrieg gefallen und er selbst in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen sei, habe er Bücher aus dem Deutschen übersetzt, anstatt zu verbittern. Äh, lustig? Was ist denn daran lustig? Ach, „une drôle d’histoire“ war das! Das ist dann aber günstigstenfalls eine komische Geschichte – jedoch komisch im Sinne von seltsam, merkwürdig. Gisela Graf, Magdeburg
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