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Archiv-Artikel

meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Auf den Boulevards von Metropolen, Megalopolen oder Molochen wie Berlin, Hamburg oder München begegnen mir immer häufiger Menschen mit Trainingsjacken, die mit den Namen von Metropolen, Megalopolen oder Molochen wie Berlin, Hamburg oder München bedruckt sind. Nur kurz warf ich meine Stirn in gletscherspaltentiefe Sorgenfalten, einen neuen nationalen Trend befürchtend. Dann aber erinnerte ich mich, dass auch ich da-, einst- und annodunnemals zu den Linken im Lande gehörte. Der Gedanke verschaffte mir Linderung und die Erkenntnis: Menschen sehnen sich zu Zeiten der metaphysischen Obdachlosigkeit nach bergenden Einheiten, wollen dazugehören, nicht abseits stehen. Denn „Abseits“, das ist allzu oft eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Wer deshalb im Strafraum des Lebens nach Flanken sich reckt, trägt das Wappen seiner Stadt auf der Brust. Das pfeifen die Spatzen, Bundesadler und Schwalben von den Dächern der Metropolen, Megalopolen oder Moloche. Meinetwegen.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.