lustig, lustig : Der Kulturwitz
Der Schreck sitzt Ihnen noch in den Gliedern? Sie schlugen am Samstag die taz-Bremen mit fiebrigen Händen auf, um den Abschluss, die Pointe des in der vergangenen Woche in bisher drei Folgen erzählten Kulturwitzes zu finden – und erstarrten? Richtig, sie fehlte. Aber sie war nur aufgeschoben. Heute ist es so weit. Die Tetralogoie findet den passenden Abschluss. Vorausgesetzt, er fällt uns ein.
Erinnern wir uns: Der Bremer taz-Kulturredaktion war aufgefallen, dass die Beziehung von Herr und Hund weit über Bremen hinaus ein regelrechter topos der Kulturpolitik und -geschichte ist – spätestens seit Thomas Manns gleichnamiger Erzählung. Aus diesem Grunde entschließt sie sich zum Abdruck eines umfangreichen Witzes. Doch schon bei erster Prüfung stellen die jungen Journalisten fest: Dieser Witz ist zu umfangreich, um in einer einzelnen Lieferung unters Volk gebracht zu werden. Die Lösung liegt nahe: Der Scherz muss in mehreren Folgen publiziert werden.
Sein erster Teil erscheint daraufhin am Mittwoch, 25. Juni, in der Bremer Lokalausgabe der taz. Er schildert die Grundsituation: In einer Forschungsstation soll die Wirkung kreativer Berufe der Halter auf die Psyche ihrer jeweiligen Hunde getestet werden. Der Hund eines Architekten, der eines Malers und der eines Regisseurs sind dafür am Start: In einem sonst leeren Raum steht ein Napf mit Trockenfutter für jeden der Probanden bereit.
Nahtlos schließt an diese Lagebeschreibung der zweite Teil an: Der erste Hund wird in den Raum gesetzt. Es ist das Tier des Architekten. Nachdem der Hund das Trockenfutter im Napf entdeckt und die Stückchen neben der Schüssel zu einem filigranen Turm gestapelt hat, beginnt er, das Bauwerk von der Spitze her abzuessen. Schließlich hat er das gesamte Futter verzehrt, leckt den Napf aus, bellt und legt sich zur Ruhe. Hier endet der zweite Teil, und der dritte beginnt.
Als nächstes setzen die Forscher den Hund eines Malers in den Raum. Der Rüde flitzt zum Napf, er wirft das Trockenfutter durch die Gegend, frisst einen Teil. Dann scheißt er noch an die Wand und verschmiert’s. Mit dieser drastischen Geste endet der dritte Teil, und der abschließende vierte hebt an.
Als letzten Hund setzen die Verhaltensbiologen den eines Regisseurs in den Raum. Der läuft schnurstracks zum Futterschälchen hin, zerbröselt die Bröckchen staubfein und schnieft sie mit der Nase ein. Dann vögelt der Hund die anderen beiden durch und sagt: „So kann ich nicht arbeiten“.
Nachbemerkungen:
1. Das Wort ‚Verhaltensbiologen‘ gehört nicht zum mündlich überlieferten Korpus des Witzes, sondern ist als eigenmächtige redaktionelle Leistung eingefügt worden, ohne, wie wir finden, Gehalt und Tendenz des Scherzes zu verändern.
2. Die Kulturredaktion ist sich nicht sicher, den Witz verstanden zu haben. Sein Sinn wird noch immer kontrovers diskutiert.
3. Einstimmig als ebenso pfiffiges wie gelungenes Sprachspiel begrüßt wurde die uns ungewohnt erscheinende Verwendung des Verbes ‚vögeln‘ im Zusammenhang mit Hunden.