love parade: Join The Cityof Berlin!
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Nach den monatelangen Querelen um die Love Parade, angezettelt vom ehemaligen Innensenator Eckart Werthebach (CDU), haben viele mit einem Tod auf Raten der größten Techno-Party der Welt gerechnet. Bis zu eine Million Party-People, die so genannten Raver, haben jetzt dennoch mit den Füßen abgestimmt. Ihre Message: Wir sind noch da. Und das ist auch gut so – an den Partymassen kommt niemand mehr vorbei.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Dabei spielt es keine Rolle, dass die allermeisten der Pflicht-zum-Spaß-Raver mit Techno so wenig am Hut haben wie Kleider auf den Rippen. Während die Szene in kleinen Clubs oder auf Open-Air-Raves am See feiert, haben im Tiergarten Menschen aus aller Herren Länder ihren Spaß oder was sie davon halten, die sonst zur Kirmes, Kirche oder Karnevalsparade gehen. Sollen sie. Deshalb braucht die Love Parade auch keine politische Botschaft – „join the love republic“ ist da nur konsequent. Und es hätte niemanden geschadet, wenn Dr. Motte auf seinen Redebeitrag verzichtet hätte. Beats statt blaba!
Im nächsten Jahr nun soll alles besser werden. Die Organisatoren haben sich diesmal beeilt, der Termin steht schon fest, und bereits im September sollen die Weichen für den Love Train 2002 gestellt sein. Der rot-grüne Sommersenat kann zeigen, ob er in der Lage ist, die unsäglichen Querelen zu beenden und eine vernünftige Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Für die Grünen als Regierungspartei heißt es Abschied nehmen: Aus den vollmundigen Ankündigungen aus Oppositionszeiten, die Love Parade auf die Avus, den Flughafen Tempelhof oder ins Nirvana zu verbannen, dürfte nichts werden. Schade ist das nicht. Birgt es doch die Chance, dass sich ein ravender Regierender Bürgermeister Wowereit in der Innenstadt auf einen Wagen stellt und mit freiem Oberkörper das Motto aller nächsten Paraden verkündet: Join The City of Berlin!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen