louise-schroeder: Medaille der Frontstadt
Die Rückseite der Louise-Schröder-Medaille verdient eine neue Gravur: „Wider den tierischen Ernst“, das soll ja auch ein Orden sein, den Frauen soo selten bekommen. Dass die Plakette bereits den Geburtsfehler hatte, mal wieder als Nachwuchspreis in der Damenklasse zu fungieren, weil es dem Land Berlin anscheinend nicht glückt, auch mal eine Frau mit der Ernst-Reuter-Medaille auszuzeichnen, kann man nur seufzend hinnehmen.
Kommentar von HEIDE OESTREICH
Nun hätte man ja noch hoffen können, dass mit einer neuen Medaille vielleicht auch mal eine neue Medaillen-Verleihkultur Einzug hält. Aber diese Hoffnung ist letztes Jahr begraben worden. Damals mobbte die Union so lange herum, bis Regine Hildebrandt auf den Taler verzichtete. Auch bei der Louise-Schroeder-Medaille gilt nun: Die Trägerin muss maximal konsensfähig und damit maximal harmlos sein. Also entweder jenseits der Pensionsgrenze, wie Hanna-Renate Laurien oder Carola Stern oder durch humanitäres Engagement geadelt wie die Flüchtlingsberaterin Bosiljka Schedlich.
Ein Preis für Lebendigkeit der politischen Kultur ist diese Medaille also nicht, sonst hätte man Regine Hildebrandt ausgezeichnet, und auch Daniela Dahn wäre dann eigentlich genau die richtige Preisträgerin. Ohne den Eklat hätte sich Berlin ein Denkmal für Offenheit und Toleranz gesetzt. Aber die Plakette musste offenbar schon ihrer Anlage nach früh vergreisen. Wenn Berlin jemanden hochoffiziell auszeichnet, kann das wohl nur im Konsens geschehen – mit einer CDU, deren letzter Zusammenhalt nur noch der gemeinsame Frontstadt-Mief ist.
Mit der Auswahl von Dahn hat Rot-Rot zusätzlich ordentlich provoziert. Hat Dahn sich um Berlin verdient gemacht? Oder um die Gleichberechtigung? Nicht besonders, muss man ehrlich sagen. Ach, Daniela: take the medal and run!
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