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lokalkoloratur

Junge, komm so bald nicht wieder. Einen Kommentar dieser Art dürfte Freddy Quinn dem Steuerfahnder nachgerufen haben, nachdem der mit beschlagnahmten Unterlagen unterm Arm das Haus von Freddies Managerin und Ehefrau in Wellingsbüttel verlassen hatte. Seit Dieter Wedel gilt als Allgemeingut, dass der ärgste Schuft in diesem Land der Finanzbeamte ist. Aber dass die Staatsgewalt selbst vor dem beliebten Volksbarden nicht Halt macht, dem Mann, dem wir Perlen verdanken wie „100 Mann und ein Befehl“ oder vor allem „Wir“ mit den unsterblichen Liedzeilen: „Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? Wir. Wer sorgt sich um den Frieden auf Erden? Wir. Ihr lungert herum in Parks und in Gassen, wer kann eure sinnlose Faulheit nicht fassen? Wir.“ Heute sitzen die alten 68er-Gammler bekanntlich an den Schalthebeln der Macht und rächen sich an so ehrlich empfundener Lyrik, in dem sie dem armen Freddy die Fahnder auf den Hals schicken. Und zwei Exemplare aus seiner geliebten Waffensammlung haben sie auch noch mitgehen lassen, weil dafür keine Waffenbesitzkarte vorlag. Freddy hängt noch dem Irrglauben nach, „ein verrückter Fan“ habe ihn „aus verschmähter Liebe“ verraten. Kein Gruß, kein Herz, kein Kuss, kein Schmerz. AHA

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