lokale subventionen : König Fußball entmachten
Es ist eine Provinzposse, die sich derzeit in Bochum abspielt. Das Ruhrstadion wird als Rewirpowerstadion einen hässlichen Namen bekommen – so weit ein alltäglicher Vorgang in der Fußballrepublik aus Playmobil-Stadien, Signal-Iduna-Parks und Allianz-Arenen. Der Unterschied: Die Stadtoberen verhalten sich zynisch, in dem sie trotz Rekordschulden ausgerechnet die lokale Profimannschaft mit mehreren Millionen sponsern. Die eitle Stütze für das sportliche Aushängeschild der Stadt wird ja nur notdürftig kaschiert mit einer sinnlosen Werbekampagne: Die Millionen für den Club kommen von den kommunalen Stadtwerken, und das Stadion soll dann ein Stromprodukt bekannt machen, das landesweit gar nicht verfügbar ist. Genauso gut könnte man die Arena in Bochumer Hauptfriedhofskampfbahn umtaufen.
KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN
Die Umtaufe von Bochum wäre nur ein provinzieller Aufreger, hätte es nicht System, dass NRW-Städte ihren Fußballclub pushen. Baugleich wurde in Köln das Rhein-Energie-Stadion nach dem Versorger benannt. Die Stadt Düsseldorf leistet sich sogar eine eigene Multifunktions-Arena für den städtischen Drittligisten.
Zudem erinnert der Bochumer Fall an Politik nach Gutsherrenart, an vermeintlich verwehte Zeiten absoluter SPD-Kungelei. Neben der indirekten Finanzspritze für den VfL Bochum ist die Kommune gerade dabei ein Kongresszentrum zu übernehmen, dass bislang von einer städtischen Tochter nur verwaltet wurde – eine Stadtfirma übrigens mit mehr Aufsichtsräten als Beschäftigten. Auch hält man am Millionenbau eines Konzerthauses fest.
Gut an den spendablen Stadtregierenden ist nur: Es zeigt sich, dass überschuldete Gemeinden irgendwie Geld auftreiben können, wenn sie nur wollen. Und: Weil es sich aufs Stadtleben und Portemonnaie auswirken wird, wird auch vielen Fußballfans klar, dass Profifußball zwar eine schöne Sache ist, aber kein Grund Stadtkassen zu plündern.