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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum wird bei Wettkämpfen immer linksherum gelaufen? (1. 2.)

Da – wie dem „Handbuch des nutzlosen Wissens“ von Hanswillhelm Haefs zu entnehmen – die ganze Natur einen Linksdrall hat. Wir haben uns diesem Trend lediglich angepasst. Zum Beweis mag dienen, dass sich die Erde linksherum dreht, wie Drehtüren, Karusselle und tibetische Gebetsmühlen, dass von hinten angerufene Menschen sich meist linksherum zurückwenden, Fledermäuse in Linkskurven aus ihren Höhlen flattern, Vögel Futterhäuschen in Linkskurven anfliegen, die Gehäuse fast aller 100.000 Schneckenarten linkswendig sind, die Spitzen nahezu aller Kletterpflanzen sich von oben betrachtet gegen den Uhrzeigersinn links kreisend bewegen, und selbst die den genetischen Code aller Lebenwesen tragende DNS-Spirale linkswendig ist.

Sogar in der Welt der Atome ist dieser überwiegende Linksdrall nachzuweisen: „Beim Zerfall des radioaktiven Cobalt 60 strahlen Teilchen immer nur in eine Richtung, die wir links nennen.“ Das Faktum an sich ist unbesteitbar: Warum es so ist, weiß niemand. Ebenso wenig, warum es auch Ausnahmen gibt. Und warum haben vor allem Frauen Schwierigkeiten, links und rechts auseinander zu halten?

Johan Hummert, Köln

Meine Hypothese hierzu erklärt gleichzeitig, warum die meisten Menschen Rechtshänder sind: die asymmetrische Lage des Herzens, links der Längsachse des Körpers, ist der Grund! Abrupte Bewegungen, Fliehkräfte stören die ruhige Herzfunktion, die sich ändernden Druckverhältnisse in der Herzkammer wirken stressend auf den Hohlmuskel. Bei einer Drehung um das linke Standbein entfernt sich das Herz kaum von der Drehachse des Körpers, bei einer Rechtsdrehung erfährt es dagegen eine größere Beschleunigung. Eine Linkswendung wird unbewusst als angenehmer empfunden und daher bevorzugt. Diese Körperempfindung brachte unsere Vorfahren dazu, beim Werfen von Steinen und Speeren den rechten Arm einzusetzen. Somit entwickelte sich eine größere Geschicklichkeit der rechten Hand. Eine zweite Begründung könnte eine instinktive Schutzreaktion sein. Ein aufgebrachter Urmensch greift mit einem Speer an, zur Flucht ist es zu spät, die Steinaxt zur Verteidigung liegt in der Höhle: In dieser Situation werden sich die meisten Menschen nach links unten wegducken, um wenigstens die wichtige Herzregion mit der rechten Schulter und der größeren Körpermasse abzudecken. Nicht auszuschließen, dass diese Bewegung bereits bewusste Anteile enthält –schon die Kannibalen hatten einschlägige Grundkenntnisse der Anatomie und der Lebensfunktionen, die magische Bedeutung des Herzens für das Leben findet man dann auch in späteren Kulturen. Fazit: Die Linkswendung ist also Herzenssache. Ihre Bevorzugung bei Wettkämpfen bildet unbewusst ein Körpergefühl ab.

Nachtrag: Gerade hat der Psychologe Güntürkün den meisten Menschen die Tendenz zum „Rechtsküssen“ attestiert, sie neigen den Kopf beim Küssen synchron lieber nach rechts. Auch dies passt gut zu meiner These. Kopf nach links leitet die Linkswendung ein, die Ruhe, Sicherheit und Schutz will. Beim Küssen will man sich aber nicht verschließen, sondern dem anderen Menschen öffnen, ihm buchstäblich das Herz hingeben, und das geschieht bei der Rechtswendung. Peter Scharf, Berlin

Schon im traditionellen Theater galt die goldene Regel: Gute Nachrichten (bzw. deren Boten) kamen für das Publikum von links nach rechts auf die Bühne. Schlechte Nachrichten wurden von rechts nach links überbracht. Diese Tradition hat sich bis in die „Tim & Struppi“-Comics gehalten: Bewegungen nach links nehmen fast immer ein schlechtes Ende. Bei einem Wettrennen ist es ja so, dass zwar viele Menschen antreten, aber nur einer gewinnt. Das gute Ende ist also nur für einen erreicht. Für alle anderen Wettkämpfer geht das Rennen schlecht aus. Die Bewegung von rechts nach links entspricht folglich einfach den alten Traditionen.

Eva-Maria Vogt, Karlsruhe

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