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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Ist eine Gruppe Strauße eine Herde oder ein Schwarm? (6. 12)

Die Wiener Gruppe Strauße ist selbstverständlich – und nicht nur Strauß Johann – ein Schwarm. Und zwar aller Freundinnen der leicht beschwipsten Muse. Die bayerische Gruppe Strauße war selbstverständlich – unter Strauß Franz Josef – eine reine Herde; ist nun aber eine reine Horde. Und nicht nur wegen Strauß Max.

Hartmann Doerry, Tübingen

In der Wüste sind mehrere Strauße eine Herde. In München sind mehrere „Strauße“ (vorwiegend Vater und älterer Sohn) ein Schwarm, und zwar von Anwälten, die prima leben können (konnten) von dem auch sooo astreinen und einträglichen Verhalten dieser Strauß-Spezies.

Klaus Türk, Braunschweig

Ist doch ganz klar: Eine Gruppe Strauße (oder doch Sträuße ?) ist eine Herde. Strauße haben nun mal beschlossen, nicht zu fliegen oder zu schwimmen, sondern zu laufen. Lauftiere aber versammeln sich in Herden, Rotten oder Rudeln – jedenfalls nicht in Schwärmen. Annette Nellen, Krefeld

Als Schwarm bezeichnet man eine Gruppe von Tieren, die sich dreidimensional fortbewegen kann, z. B. einen Bienenschwarm oder einen Fischschwarm. Da Strauße aber bekannterweise nicht fliegen können, sich als nur zweidimensional auf einer Ebene fortbewegen, sind mehrere Tiere also eine Herde. Denkbar wäre auch eine Schar. Es gibt ja auch eine Schar Gänse, die auch nicht fliegen können. Trotzdem schwärme ich für Strauße, lebend oder in der Pfanne!

Margot Brünner, Reichertshofen

Wovor ekeln sich Fliegen – wenn überhaupt? (6. 12.)

Ekel ist bekanntlich eine völlig subjektive Empfindung, da unterscheiden sich Fliegen überhaupt nicht von Menschen. Die Frage, wovor sich Fliegen ekeln, kann folglich nicht beantwortet werden. Die Fragestellerin müsste schon genau sagen, welche Fliege sie meint. Uwe Tünnermann, Lemgo

Vor der Fliegenkla…tsche!

Gerd Neurath, Saarbrücken

Vor der Farbe Blau. Zumindest fliegen sie die nicht an, wie Wissenschaftler der Universität Frankfurt zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts festgestellt haben. Nach der Erkenntnis der Forscher hat die Architektin und spätere Widerstandskämpferin Margarete Schütte-Lihotzky 1926 die Holzteile ihrer bis ins Detail durchdachten „Frankfurter Küche“ blau anstreichen lassen. Und sich so die klebrigen Fliegenfriedhofsstreifen für die Lampe erspart. Und es soll auch gewirkt haben.

Else Strobel, Erlangen

Warum heißt die Politesse wie die Höflichkeit auf Französisch? (23. 11.)

Diese Bezeichnung muss wohl noch aus der Zeit der deutsch-französischen Feindschaft stammen und eine Anspielung auf die Unhöflichkeiten der Sicherheitskräfte sein!

Katharina Steffens, Dresden

Diese Wörter kommen wohl alle aus dem Griechischen: polis = Stadt, polítes = Bürger. Auch die Politik und der Polizist kommen aus diesem Wortstamm. Vermutlich ist Höflichkeit im Französischen wohl ein Ausdruck dessen, wie sich (Stadt-)Bürger/-innen zu benehmen haben. In der Stadt gibt es halt viele Regeln, deren Einhaltung das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum erleichtert. Zu diesen Regeln gehören auch diejenigen, deren Einhaltung von Polizisten und Politessen überwacht wird.

Hartmut Neubauer, Köln

Der schicke Ausdruck für die Hilfspolizistin sollte den fiesen Beruf der Knöllchenverteilerin irgendwie verniedlichen. Gunter Hoffmann, Neuwied

Was ist an Grotten eigentlich so schlecht? (15. 11.)

Gar nix, falls du dich in einer Grotte (= Höhle) bewegst, dir dabei nicht den Kopf anhaust und dich nicht verläufst. „Grotten-“ in der Zusammensetzung mit „schlecht“, „falsch“ oder „voll“ dient als Verstärkung. Es stammt nicht von der besagten höhlenmäßigen Grotte, sondern von „Grott“ oder „Krott“ (= Kröte – „diese grüne Kröte müssen wir schlucken“ [Heide Simonis vor ein paar Jahren] – diese Aussage zeigt schon das Abwertende, ja, Eklige, das mit diesem Tier verbunden wird). Solche Verstärkungen aus dem Tierreich gibt es häufig, wie bei „affengeil“, “saumäßig“, „schweinekalt“. Eine mögliche Steigerung wäre noch „hundsgrottenschlecht“. Wolf Schairer, Elmshorn

Die einzig richtige Antwort hat Ruth Frantzen in der taz vom 22. 11. 03 gegeben. Grotte kommt von Kröte. Des weiß doch jeder, was ä Grott isch, oder? Isch des so schwär, ä Grott vunnere Grotte z’ unterscheide? Isch Allemannisch dänn ä Främdschproch, oder was?

Roland Weber, Hamfelde

Grotten an sich sind weder gut noch schlecht. Es handelt sich hier um die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften: z. B. dunkel, kalt, hart (Stein), vielleicht abgrundtief, unheimlich etc. Die sind nämlich geeignet, den Begriff „schlecht“ zu verstärken beziehungsweise zu steigern, kurz: schlecht, schlechter, grottenschlecht.

Rose Remmert, Freiburg

Heißt es in China eigentlich auch „Naher Osten“? (16. 11.)

Ich weiß gerade nicht, wie es in China gehandhabt wird, aber in Japan spricht man vom „Nahen Osten“ (genau: chuukintoo: „Naher und Mittlerer Osten“) und dem „Fernen Osten“ (kyokutoo, wörtlich „extremer Osten“) und meint damit sich selbst. Eurozentrismus pur, verinnerlicht!

Detlef Foljanty, Berlin

Eher nicht. „Naher Osten“ ist Deutsch. In China ist Deutsch eine nicht so häufig benutzte Sprache. Deshalb heißt es dort eher (in lateinischer Transkription) jinde dongfang. (Evtl. Taiwan, Japan oder die pazifischen Inseln. Die USA wären dann „Mittlerer Osten“, Europa „Ferner Osten“.)

Wolf Schairer, Elmshorn

Nein, es heißt „Mittlerer Osten“, wie das Deutsch-Chinesische Wörterbuch meiner Mitbewohnerin korrekt übersetzt. Im Englischen heißt es schließlich auch „Middle East“. Das ist auch korrekter, denn der nahe Osten ist schließlich Sachsen. Andreas Riese, Oldenburg

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