: letzte Fragen
Was sind Blindfische? (15. 1.)
Blindfische sind eine Art glitschiger Aale, die innerlich und äußerlich zu Ministern mutieren. Sobald sie Minister sind, schließen sie ihre Augen, um den Dreck, den sie und die anderen Fische im Teich produzieren, nicht mehr sehen zu müssen. Mit der Zeit führt dies zum Verlust des Gedächtnisses – vor allem die 60er- und 70er-Jahreszahlen gehen verloren. Ja, das sind Blindfische!
Steffen Freiling, Berlin
Na, ich bin ein Blindfisch; Aber ich habe eine gute Ausrede: Ich sehe wirklich weniger als zwanzig Prozent. Volker
Ein Blindfisch ist ein Redakteur, der letzte Fragen unter falschen Fragernamen veröffentlicht! Ralf Poikat
He, ihr Blindfische! ICH habe gefragt, was ein Blindfisch ist!!!
Dr. Svenja Tidow, Appen-Etz
(Blindfische sind womöglich auch Menschen, die ihre Gedankengänge und deren Hervorbringungen – etwa die von ihnen erdachten letzten Fragen – für absolut einzigartig halten. Wieso die Blindfischfrage allerdings jahrelang niemanden umtreibt, nur um dann zu plötzlicher Virulenz zu gelangen, das wäre eine andere Frage. Die komplett myope Red.)
Na, was wohl: blinde Fische, die ziellos im Wasser umherirren, neudeutsch kurz: keinen Plan haben.
Ulrich Bachmann, Eltville
Besonders gemeine Kapitäne werfen nicht nur ihre blinden Passagiere über Bord, sondern gleichzeitig auch noch mehrere Blindgänger, die sie vorher durch Anbringung von künstlichen Flossen schwimmfähig gemacht haben. Diese so genannten Blindfische sollen die blinden Passagiere zusätzlich in Angst und Schrecken versetzen. Manche Blindgänger wollen aber glücklicherweise nicht zum Blindfisch degradiert werden: Sie explodieren deshalb überraschend vor den Augen des fiesen Kapitäns. Der so produzierte Fleischsalat wird vom Schiffskoch umgehend den echten Fischen zum Fraß vorgeworfen. Auf diese Weise findet auch ein wirklich blinder Fisch mal ein leckeres Käpt’n-Iglu-Fleischstäbchen!
Rainer Bornemann, Göttingen
Blindfische sind leuchtend gelb und haben an jeder Seite drei schwarze Punkte. Harald Kreuzer, Iffeldorf
„Blindfische“ ist der Name von ungefähr 625 spaßigen Bands, die alternativ gestimmte Eltern mit „Musik für Kinder“ und total lustigen „kindgerechten“, leicht anpolitisierten Texten überrumpeln. Mark Sölle, Achim
Das Gegenteil von Neunaugen.
Michael Demus, Hannover
Warum zeigen Restaurantschilder in Westeuropa Messer und Gabel, in Osteuropa aber Löffel und Gabel? (15. 1.)
Weil es in sowjetischen Arbeiterküchen traditionell nur Gabel und Löffel gab. In vielen Fällen hat sich diese Tradition auch in neurussische Zeiten gerettet. Das Angebot macht Messer verzichtbar – Kartoffelbrei, Buchweizen, Reis, Buletten. Letztere sind so weich gekocht, dass sie sich schon beim Anblick der Gabel zerteilen. In Nowosibirsk gibt es gar eine Imbisskette mit dem Namen „Wilka-Loschka“ (Gabel-Löffel).
Norbert Schott, Nowosibirsk
Damit die Menschen in Osteuropa die (EU-)Suppe, die wir ihnen eingebrockt haben, auch auslöffeln können.
Hans Selck, Hamburg
Die Restaurantschilder zeigen in Osteuropa Löffel und Gabel, weil es dort diese leckeren Eintopfgerichte gibt, die man mit dem Löffel isst: Borschtsch, Bigos, Gulasch … Rita A. Herrmann, Hannover
Damit der betuchte Westeuropäer, wenn er Osteuropa besucht, sieht, dass dieser den Löffel aus lauter Verzweiflung noch nicht abgegeben hat; jedoch, wenn der Osteuropäer nach Westeuropa kommt, ihm schon am Eingang das Messer droht, mit der Botschaft, dass er nur diesen Löffel behalten darf, wenn er die Westbedingung frisst.
Uwe-C. Schierhorn
Warum schmeckt mir Tomatensaft ausschließlich im Flugzeug? (8. 1.)
Genau das habe ich mich auch gefragt, als ich kürzlich die aufgedunsene Tomatensafttüte wegwarf, die ich euphorisch nach meinem letzten Flug gekauft habe. Ich meine, es stand schon mal an dieser Stelle und damit sind alle taz-Leser darauf konditioniert, dass Tomatensaft nur ab einer Höhe von 4.000 m schmeckt (im Gebirge nämlich auch nicht). Dr. Svenja Tidow, Appen-Etz
Gerüchten zufolge ist es unmöglich, dass Verkehrsflugzeuge ohne Tomatensaft überhaupt abheben können. Warum Tomatensaft im Flugzeug so beliebt ist, darüber existieren zahlreiche Theorien mit physiologischem (Veränderung des Geschmacksempfindens bei geringerem Druck, Elektrolyt-Theorie) und psychologischem (z. B. „Me too“-Effekt) Hintergrund. 1993 übrigens strich die Lufthansa das Getränk von der Bordkarte. Unzählige Fluggäste beschwerten sich, 48 Stunden später wurde wieder ausgeschenkt und zufrieden gerührt. Sascha Bundt, Köln
Um der Problematik des in Bodennähe ungenießbaren Tomatensafts auf den Grund zu gehen, gilt es erst einmal, folgende Basisfragen zu beantworten: 1. Ist es ein auf physische/chemische Vorgänge zurückzuführendes Problem oder ein rein psychologisches? 2. Sollte eine physische oder chemische Reaktion Auslöser sein, so ist die Frage, ob der Körper (also die Geschmacksnerven, die in großen Höhen weniger – oder mehr – schmecken) oder der Saft (also die Tomatenaromen, die in bestimmter Erdferne ihren Charakter zum Guten hin verändern) deren Träger sind. 3. stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt die Höhe ist, die den Unterschied macht, oder nicht vielleicht eher die hohe Konzentration bestimmter Metalle und Flugbenzinzusätze oder die Anwesenheit von Flugbegleitern bzw. Flugbegleiterinnen. Überprüfen ließen sich die Punkte 2 und 3 nur in ausgedehnten Testserien. Testpersonen müssten beispielsweise bereits auf dem Flugfeld Tomatensaft serviert bekommen und ihr Geschmackserleben dokumentieren, Gleiches müsste in einem Plastikmodell eines Flugzeuginnenraums geschehen. Nur die Wissenschaft also kann Antworten geben. Sollten Frage 2 und 3 zu negativem Ergebnis kommen, muss wohl davon ausgegangen werden, dass Artikel wie dieser dafür sorgen, dass Tomatensaft deshalb zu Hause nicht schmeckt, weil man weiß, das er es nicht tut. Lösbar ist die Problematik also so oder so nicht. Dr. Franziska Golz, Freiberg
PROCEDERE: Letzte Fragen und Antworten bitte an: die tageszeitung, Letzte Fragen, Kochstr. 18, 10969 Berlin; Fax (0 30) 2 59 02-6 54; E-Mails bitte nur an fragen@taz.de