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leserinnenbriefe

die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/ZeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Literatur vor dem Weltkrieg

betr.: „Irgendwas mit Refugees“, taz vom 21. 11. 15

Ihrem Artikel muss ich entschieden entgegnen, dass die Vermittlung von Kunst, Kultur und deren Praxis einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten kann und leisten muss! Gern sind Sie eingeladen, mich eine Woche lang an die entlegenen Orte unserer Stadt zu begleiten und aus erster Hand Erfahrungen mit musikalischer Kulturarbeit in Behinderteneinrichtungen, Schulen und Flüchtlingsheimen zu machen.

Ich möchte – ergänzend zu Ihren Literaturhinweisen – den lesenden Zeitgenossen Werke empfehlen, die Vor-Weltkriegssituationen beschreiben, dessen pointierte Wiederholung wir gerade mit Entsetzen erleben müssen: Von dem deutschen Schriftsteller Siegfried Lenz: „Deutschstunde“ (1968), „Heimatmuseum“ (1978).

Von dem britischen Schriftsteller Louis de Bernières: „Corellis Mandoline“ (2001), „Traum aus Stein und Federn“ (2006), „Der zufällige Krieg des Don Emmanuel“ (2005), „Señor Vivo und die Kokabriefe“ (2005), „Das Kind des Kardinals“ (2005).

Micha Rabuske, Berlin

Zeit für Wählerbetrug

betr.: „Der Senat zieht ins Feld“, taz 25. 11. 15

Nachdem die Ära Wowereit in Berlin zu Ende gegangen war, hatte man eigentlich auf einen Neuanfang in der Berliner SPD gehofft. Doch diese Hoffnung ist wie eine Seifenblase zerplatzt, denn auch Michael Müller versucht seine Konzeptionslosigkeit durch gefährliche Machtspielchen zu vertuschen. Und man hätte es sich eigentlich denken können, dass der ehemalige Bausenator seine damalige politische Niederlage beim Volksentscheid über die Freiheit des Tempelhofer Feldes noch immer nicht verwunden hat. Die Zeit der Revanche und des Wählerbetrugs scheint nun gekommen zu sein, wenn man jetzt mit einer hastig formulierten Neufassung des Tempelhofgesetzes alle Bürger vor vollendete Tatsachen stellen will.

Die Initiative „100 Prozent Tempelhof“ sollte jetzt nicht einknicken und sich auch nicht in die rechte Ecke stellen lassen, wenn man sie nun als Flüchtlingsgegner diffamieren sollte. Hier geht es um viel mehr, und zwar um die Glaubwürdigkeit der Politik und die Einhaltung demokratischer Werte, die wir alle verteidigen sollten! THOMAS HENSCHKE, Berlin-Reinickendorf

Eins-a-Kampfgebiet

betr.: „Turnhallen für Flüchtlinge in Berlin“, taz.de vom 2. 12. 15

Der unterdurchschnittlich großen Zehnjährigen mit 10 Kilo Übergewicht oder dem unsportlichen 14-Jährigen mit Versager-Erfahrungen wird es wohl nicht allzu schwer fallen, sich mit der Tatsache abzufinden, dass „seine“ Schulsporthalle bis auf Weiteres zur Flüchtlingsunterkunft mutiert. Schwerer wird es für all jene Kinder und vor allem für all jene Eltern, die in der schulischen Körperertüchtigung so etwas wie eine Garantie fürs Überleben in der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft sehen.

Es ist ja schließlich nicht nur der Landessportbund, der den Schulsport mit Bedeutung aufgeladen hat. Der Sport als solcher gilt weniger als „Integrationsmotor“. Er gilt vor allem (wieder) als unverzichtbarer Bestandteil eines gelingenden Lebens.

Nicht so ganz zufällig haben die Rechten ausgerechnet die Schulsporthallen als 1-a-Kampfgebiet entdeckt, schätze ich. Auf diesem Feld hat ihnen ihr erklärter Gegner, der vormundschaftliche deutsche Staat, bereits zugearbeitet. Sie brauchen also bloß noch zu ernten, was andere gesät haben.

Das kommt davon, wenn jemand seine angeblichen Überzeugungen und Prioritäten quasi über Nacht ändert, nur weil er keinen Plan hat für den Ärger, der sich aus seinem eigenen tatenlosen Zuwarten ergeben hat. In einer Situation wie unserer können 4 Prozent belegte Turnhallen bereits genug sein. Es geht ja schließlich ums Prinzip, um alles oder nichts also. MOWGLI, taz.de

Gewolltes Versagen

betr.: „Flüchtlinge in Berlin: Chaos“, taz.de vom 3. 12. 15

Ich verstehe das alles nicht. Wir sind im Jahr 2015. Kann man nicht einfach ein paar Registrierungsautomaten aufstellen und die Flüchtlinge den Rest selbst machen lassen? Das sind doch nicht alles Analphabeten! Und dann hätte das Personal der Verwaltung Zeit, sich auf die noch zu klärenden Fragen zu konzentrieren. Und man müsste nicht ständig hören: „Wir müssen die Leute erst einmal registriert kriegen, um dies und jenes tun zu können.“ Bitte unterstützt die Petitionen und geht zu den Demos, wenn das alles für euch auch nach dem 19. Jahrhundert oder nach gewolltem Versagen klingt! Cage_and_Fish, taz.de

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