leserinnenbriefe
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Für uns Leserinnen

■ betr.: „Lasst das ‚I‘ endlich weg“, „Von Mann zu Mann“,taz vom 2. 10. 10

Sehr geehrter Herr Maurer, es ist immer ein wenig verdächtig, wenn der Angehörige einer privilegierten Gruppe meint bekunden zu müssen, nun sei es aber mal genug. Ich fühle mich beileibe nicht mitgemeint beim Gebrauch der männlichen Form, das sollte Ihnen als Argument genügen. Recht gebe ich Ihnen jedoch in einem: Das Binnen-I ist tatsächlich Ausdruck eines spezifischen (jedoch keineswegs inaktuellen) Feminismus. Darüber hinaus gibt es inzwischen auch Schreibweisen, die Raum für Menschen lassen, die sich weder als Mann noch als Frau definieren. Und lassen Sie mich raten: Diese Menschen denken Sie ganz bestimmt nicht mit. Dessen zum Trotz für den Anfang ein Vorschlag: Die Autorinnen der taz schreiben für uns Leserinnen ab jetzt immer über Politikerinnen und Sie fühlen sich mitgemeint. Abgemacht? SILKE BUSCH

Am Bewusstsein arbeiten

■ betr.: „Lasst das ‚I‘ endlich weg“, taz vom 2. 10. 10

Wenn der Herr mit dem bösen großen Binnen-I nicht zurechtkommt, dann könnte ja in Zukunft nur noch das nette kleine „i“ benutzt werden, also Leserinnen statt LeserInnen. Damit sind die Männer dann ja auch gemeint! Ich für meinen Teil habe jedenfalls keine Lust, mich in der Sprache nicht wiederzufinden, nur weil der Maurer das „möglicherweise bewusstseinsstiftende“ Binnen-I zu lästig findet. Möglicherweise muss er mal an seinem Bewusstsein arbeiten … ULRIKE GROSS, Bremen

Respekt muss mann schreiben

■ betr.: „Lasst das ‚I‘ endlich weg“, taz vom 2. 10. 10

Ja! Lasst endlich das „I“ weg. Benutzt bitte fortan nur die weibliche Form. Mal sehen, wie die Reaktionen der altbackenen linken Männer dann ist. Im Übrigen, lieber Ulrich Maurer, äußert sich Respekt durchaus auch im geschriebenen Wort, denn Lesen und Schreiben gehört zum Leben. ANKE FEJA, Hamburg

Die feminine Form nutzen

■ betr.: „Lasst das ‚I‘ endlich weg“, taz vom 2. 10. 10

Ich unterstelle Herrn Maurer als Autorin des Leserbriefs, aber auch allen anderen – vor allem den männlichen – Gegnerinnen des Binnen-I keineswegs die Ignoranz der geschlechtlichen Gleichwertigkeit. Daher greife ich ihren Vorschlag, sich auf eine einfache und sprachlich geschmeidige Version zu einigen, gerne auf. Ich gehe davon aus, dass die ursprünglich möglicherweise bewusstseinsstiftende maskuline „Normalform“ unserer Nomen nur noch den sprachlichen Status eines altbackenen patriarchalischen Konservatismus hat, und schlage vor, für die nächsten 2.000 Jahre jeweils die feminine Version zu benutzen. Denn: Respekt muss man leben, nicht schreiben. USCHI BENDER-WITTMANN, Minden

Nach wie vor wichtig

■ betr.: „Lasst das ‚I‘ endlich weg“, taz vom 2. 10. 10

Es ist fadenscheinig, wenn ausgerechnet ein Mann fordert, das „überholte Binnen-I abzuschaffen. Ich finde es nach wie vor wichtig, denn immer noch werden Frauen eben oft nicht mitgemeint und mitgedacht. Schöner sind natürlich Alternativformen, auch weil sie weiteren Menschen ermöglichen, sich angesprochen zu fühlen (Stichwort: queer!). SUSAN KOWALSKI

Ich fühle mich nicht angesprochen

■ betr.: „Lasst das ‚I‘ endlich weg“, taz vom 2. 10. 10

Wenn es nur davon abhängt, dass in der „klassisch einfachen Version“, also der männlichen Schreibweise, die Frauen mit einbezogen sind, dann könnte die taz ja mal eine neue neutrale Form definieren: Alles in der weiblichen Schreibweise, natürlich unter Vorbehalt der Tatsache, dass alle wissen, dass damit Männer und Frauen gemeint sind. Wie, das gefällt Ihnen nicht? Ach, Sie fühlen sich nicht angesprochen, wenn von Hausfrauen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeberinnen gesprochen wird? Das ist der Punkt: Ich als Frau fühle mich nicht angesprochen, wenn die von Ihnen sogenannte „klassische einfache Version“ angewandt wird. HILDEGARD WAND, Berlin