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leitkultur in der cduDeutsche Pupse, deutsche Sorgen

Ach, waren das noch Zeiten, als Helmut Kohl seinen späteren Freund Gorbatschow mit Joseph Goebbels verglich. So fröhlich wurde im Kalten Krieg ins Fettnäpfchen gehüpft, dass es von Moskau bis Washington spritzte. Heutzutage nennt allenfalls ein CDU-Generalsekretär seinen Vorgänger einen Missgriff, um den Rest des Tages damit zu verbringen, sich zu entschuldigen.

Kommentarvon PATRIK SCHWARZ

Da kann das Land einem Friedrich Merz regelrecht dankbar sein. Der Mann macht seinen Mund gerade so lange auf, wie andere Leute für einen Pups brauchen, und hat schon eine deutsche Selbstfindungsdebatte produziert. Martin Walser brauchte dafür noch eine ganze Friedenspreisrede.

Doch Merzens Moment in der Sonne der nationalen Anerkennung ist fürs Erste wieder vorbei. Der neue Leithammel der Leitkultur heißt Angela Merkel. Persönlich hat sie das L-Wort in die Eckpunkte ihrer Partei zur Einwanderungspolitik geschrieben. Ihre Experten hatten bewusst darauf verzichtet – bedächtig, wie Fachpolitiker eben sind, oder vielleicht sogar aus einem Quäntchen Verantwortungsgefühl. Angela Merkel dagegen?

Wollte sie ihren Kompagnon Merz stützen? Oder, im Gegenteil, seinen Anhängern auf der Rechten zeigen, dass sie ihm in nichts nachsteht? Mögliche Motive, aber müßige Fragen. Das Ergebnis zählt: Zum ersten Mal hat Angela Merkel einen politischen Standpunkt bezogen. Zum ersten Mal hat sie erkennen lassen, nach welcher Devise sie in Zukunft handeln will: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Es ist die Maxime, die Erich Honecker und Helmut Kohl zu dem machte, was sie waren – und wurden.

Von der Leitkultur will Merkel nimmer lassen, und sei’s nur, weil ihre Partei dafür so angegriffen wurde. Nachdem sie ihren Generalsekretär ausgetauscht hat, weil er die Werte einer offenen, liberalen CDU verkörperte, verwandelt sie sich selbst: Die Zeit der freundlichen Angela Merkel ist vorbei.

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