: leben in funnyland
yves eigenrauch
übermorgen kommt ein spielfilm in die kinos, in dem auch ich mitwirken durfte. durfte, sage ich, auch wenn ich ein notnagel war. ich stelle dar, was ich bin: einen fußballer. „fußball ist unser leben“. eine unterhaltsame komödie über schalke, oder besser gesagt, über einen kleinen, vier personen zählenden fanclub, der als einziger den glauben an den neu verpflichteten argentinischen fußballstar dios bewahrt hat. insbesondere hans, der das haus seiner frau darauf verwettet, dass dios im letzten spiel ein tor für schalke schießen wird. alles andere kann man sich besser selbst ansehen, als dass ich es hier nun schildern sollte. und wenn schon nicht im kino, dann wartet, bis er ins fernsehen kommt.
■ herr eigenrauch, wie fühlt man sich nun als schauspieler, fragt eine reporterin
ist das so? der film wurde im umfeld des vereins gedreht; um ihn authentischer wirken zu lassen, wurden für den verein tätige menschen eingebaut, wie zum beispiel herr assauer, herr stevens oder eben herr eigenrauch. ah, mister notnagel, gerne. eigentlich sollte olaf thon die rolle bekommen. der wollte aber aus einem bekannten grunde, der hier nicht weiter zu erwähnen ist, den olaf thon nicht spielen. war für die handlung des films aber recht bis ziemlich wichtig, dass ein spieler sagt, er sei von hans in der jugend trainiert worden.
dieser prahlt nämlich häufig damit. „der eigenrauch, der wollte früher auch nie laufen, bis ...“ & ich bestätige dann in einem interview: „ich äußere mich nicht über meine mitspieler. aber keine angst, wir schaffen das schon noch. mein alter jugendtrainer hat immer gesagt: jungs, das spiel ist erst vorbei, wenn der schiri abpfeift! recht hat er gehabt. ach übrigens, wenn ich den kurz grüßen dürfte? der ist nämlich vorhin im stadion ausgerufen worden, mein alter jugendtrainer. (in die kamera) herzlichen glückwunsch, hans, zu deinem kind! super, alles richtig gemacht! und danke noch mal für alles.“ antworte ich nach einem meisterschaftsspiel auf die frage hin: „yves, was sagen sie denn zu der leistung von dios?“
gerne gewesener notnagel eins! matthäus oder eigenrauch als taz-kolumnist? welch eine frage, wo doch eine reihe von anderen spielern und machern im gespräch gewesen seien. eigentlich, so sagte man mir, sollte olaf thon der neue schreiber werden. aber der wollte, dieses mal aus einem mir nicht ganz genau bekannten grunde, nicht. so wurde der eigenrauch gefragt, und der wollte. der wollte das machen, nicht nur weil es ihm schmeichelte, als abonnent der zeitung gefragt worden zu sein. auch, weil „das portrait“ mal „yves eigenrauch“ hieß. und gerne, obwohl es ihm zweifelhaft erschien, ob er den ansprüchen der leute gerecht werden könne. können die mit den texten wohl etwas anfangen? was schreibe ich denn, das für den leser halbwegs interessant erscheint. schreibe dich, gerne seiender notnagel zwei, nieder!
am zweiten februar war die weltpremiere des oben genannten films. in gelsenkirchen buer, in der schauburg, einem alten kino mit einem großen und einem kleineren vorführraum und solnhofener platten und an der horster strasse gelegen. am abend zwölfhundert gäste. wie wo, und ich dabei. hollywood; habe ich noch nie geschrieben. mit unserem mannschaftsbus fährt die komplette lizenzspielerabteilung am kino vor. menschenmassen drängen sich, um das geschehen zu erleben. trichterförmig gestellte absperrungen weisen uns den weg ins kino, links und rechts stehen klatschende, namen rufende oder einfach nur schauende gäste und leute. journalisten und kamerateams säumen unseren weg. die lichter der vielen kameras blenden uns. herr eigenrauch, wie fühlt man sich nun als schauspieler, werde ich von einer reporterin gefragt. „ich bin kein schauspieler, ich bin fußballer!“, lautet meine lächelnd schroffe antwort, schließlich wollen wir aus einem kamel keinen esel machen.
rampenlicht. die stimmung vor, während und nach der vorstellung ist klasse. und obwohl ich kein schauspieler bin, muss ich nach dem film zur vorstellung der filmbeteiligten auf die bühne. tobias schenke, walter gontermann, horst d. scheel, michael sideris, uwe ochsenknecht, oscar ortega-sanchez, marita marschall, tana schanzara, tomy wigand und einige viele mehr. notnagel zu sein ist schon bitter. nicht wirklich!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen