piwik no script img

leben in funnylandYVES EIGENRAUCH über das harte los der cheftrainer

äääääätsch!

yves eigenrauch, 29, ist angestellter von schalke 04 und leidet mit einer ganz speziellen gesellschaftlichen minderheit

die trainer, die armen trainer. was müssen sie durchmachen! welch unterschiedlichen ansprüchen müssen sie gerecht werden. über zwanzig spieler erwarten, dass sie sie aufstellen werden. der verein erwartet, dass sie erfolg haben. die medienvertreter erwarten, dass ihre wünsche erfüllt werden. (ja, diese menschen sind auch nicht zu beneiden. die fünfzigjährigen müssen den zwanzigjährigen für ein kurzes gespräch hinterherlaufen. sie müssen ihre redakteure zufriedenstellen. versuch mal, etwas sportbezogenes über deinen verein zu berichten, das zu berichten es schon seit jahren nicht mehr gibt. alles wurde schon hundertmal durchgekaut; gefragt und beantwortet. ein hoch auf den lokalsport und ein anerkennend gezogener hut für den unsäglich gequälten, täglich schreibenden oder sprechenden reporter.)

und dann gibt es da ja auch noch die öffentlichkeit im allgemeinen und die fans des fußballs im speziellen und die fans des eigenen vereins im spezielleren. denen muss rechnung getragen werden. wenn dieses die einzigen bereiche wären, die ein trainer in seinem rollenverhalten abzudecken hätte, so wäre die aufgabe nur kompliziert.

nahezu unerfüllbar werden die anforderungen allerdings, wenn wir uns klar machen, dass er auch den eigenen trainerstab um sich hat, er pflichten gegenüber dem dfb nachkommen muss und ständigen kontakt zu der medizinischen abteilung halten muss. nicht allein die fachkompetenz erschafft auf dauer einen guten trainer, nein, vielmehr geht es auch um eine hervorragende soziale kompetenz. menschen.

wen wundert es, wenn du, frank pagelsdorf, den dich mit seiner kamera verfolgenden, dich schon als gefeuert sehenden fernsehmann vor dem spiel auf dem weg in die kabine anschaust, als wolltest du fragen: willste nicht noch mit aufs klo kommen? dann aber doch die stadiontüre hinter dir verschließt. ja, das muss ein angespannter trainer sein! der weiß, dass heute sein job auf dem spiel steht. sein job steht auf dem spiel, sein job steht auf dem spiel. äääääätsch!

ehemals armer ralf rangnick. du konntest sprechen, mehr als drei sätze aneinander reihen. auch ohne punkte. du suchtest dich zu vermitteln in einer zeit, in der es besser ist, das gar nicht erst zu versuchen, zumindest dann nicht, wenn sie dich einen brillenträger nennen können. brillen wirken nämlich intellektuell, und das wiederum löst hüben wie drüben argwohn aus. brillenschlange, brillenschlange, äääääätsch.

und du, ewald lienen? so was machen wir doch nicht, sagen wir doch nicht! „hau ihn weg!“ das darfst du dir doch höchstens denken. aber wir wollen gnade walten lassen. heute haben wir alle gut geschlafen. aber denk daran! wir besitzen noch die aufnahmen. anhand deren können wir von deinen lippen ablesen, was du gesagt hast. also sei schön artig, also sei schön artig, äääääätsch.

alles möchte ich werden, nur kein cheftrainer. bitte nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen