kurzkritik: zauberflöte : Dies Flötchen ist bezaubernd schön
Vielleicht ist es das Gescheiteste, was man mit „Der Zauberflöte“ anstellen kann: Chris Alexander, Shakespeare Company Mitbe- und Theater aus Bremen Ausgründer, hat Mozarts letzte und beliebteste Oper radikal naiv erzählt.
Mit Späßen garniert, aber nicht verjuxt, üppig von Marina Hellmann dekoriert, nimmt er sie als Zaubermärchen ernst. Es spricht viel dafür, dass sie von Schikaneder und Mozart nicht anders gedacht war. Und außerdem hören in dieser Form Widersprüche, Misogynien, Xenophobien und Rassismen des Werks auf, zu stören: Kann sich schließlich jeder selber überlegen, ob die Mönche des Sarastro-Tempels wie Anhänger einer gefährlichen Psycho-Sekte wirken, oder wie eine aufgeklärte Bruderschaft. Märchen taugen seit jeher dazu, die Deutungsmaschinen in den Köpfen anzuwerfen.
Bezaubernd aber: die Musik. Schon gesanglich ist fast alles bestens: Zwar fehlt Ethan Herschenfeld das Volumen für die Ultratieflage des Sarastro. Dafür ist Benjamin Bruns ein toller Tamino und Jochen Kupfers zweiter Geburtsname muss Papageno lauten. Der wahre Held des Abends heißt aber Markus Poschner. Mit einem Original-Stahlgelächter-Glockenspiel, mit wunderbar farbigen Naturtrompeten, mit extremen, nie aber übertriebenen, Tempi lässt er die Philharmoniker – und uns durch sie – die erzbekannte Partitur neu entdecken. Vom Feinsten. bes
Nächste: 5., 10., 13., 18., 22. 12. , 19.30 Uhr, sowie 26. und 28. 12., 18 Uhr