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kulturwirtschaftWie Kunst zu Ruhm und Geld wird

Tagung zum Verhältnis zwischen Kultur und Wirtschaft: Unter dem Motto "Herausforderung Kulturwirtschaft - kulturpolitische Antworten und Strategien" werden Chancen einer erstarkten Kulturwirtschaft diskutiert.

Einer der kulturellen Leuchttürme und Projekte: Die Zwischennutzung des Palasts der Republik Bild: AP

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Kunst und Kultur, Künstler und Kulturmanager in Berlin zu einem, wenn nicht gar zu dem bedeutendsten Wirtschaftsfaktor avanciert sind. Bühnen, Ausstellungen, Teile der freien Szene, Musikverlage, Film, Mode und Design sowie der moderne Tanz boomen in der Stadt und mit ihnen die Arbeit und das Geschäft. Die Politik - insbesondere der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Kultur zur Chefsache erklärt hat - sieht das mit Freuden und unterstützt sowohl kulturpolitisch als auch per Subventionen den Kulturbetrieb.

Ist also alles auf dem richtigen Weg in Sachen wirtschaftlich florierender Hauptstadtkultur? Noch nicht, aber immerhin die Richtung stimmt. Das meinten jedenfalls die Teilnehmer der gestrigen Auftaktveranstaltung des zweitägigen kulturpolitischen Symposions in Berlin, das das Verhältnis zwischen Kultur und Wirtschaft zu erörtern sucht. Unter dem Motto "Herausforderung Kulturwirtschaft - kulturpolitische Antworten und Strategien" sollen Chancen und Risiken einer "erstarkten Kulturwirtschaft" diskutiert werden, wie Kulturstaatssekretär André Schmitz zur Eröffnung in der Staatsbibliothek am Kulturforum betonte. Außerdem will sich die Tagung mit der sozialen Lage von KünstlerInnen beschäftigen.

Welche Entwicklung das Thema Kultur und Wirtschaft in Berlin genommen hat, skizzierte zum Auftakt Adrienne Goehler, Kuratorin und Ex-Kultursenatorin. War es vor drei Jahren "noch abenteuerlich, mit Politikern über Kulturwirtschaft zu reden", sei das heute anders, so Goehler. Der Aufschwung der kulturellen Leuchttürme und Projekte in Berlin - etwa die städtischen Bühnen, die Mega-Schauen MoMA und die "Franzosen" in der Neuen Nationalgalerie, das Haus der Kulturen der Welt und die Arbeiten auf der Museumsinsel, aber auch Aktionen wie die "kulturelle Zwischennutzung des Palastes der Republik" - hätten das Thema in die Mitte der Gesellschaft und Politik gehievt.

Nach Ansicht Goehlers lauert aber hier genau die Gefahr, dass Kunst als Event zwar obenauf, "aber nicht unbedingt immer kreativ ist". Kultur-Highlights und Kommerz seien die eine Seite der Medaille. Die andere ist laut Goehler, dass es die Mehrheit in der freien Szene weiter schwer hat, vom Kuchen etwas abzukriegen. "Wir müssen uns deshalb mit den Arbeitsbedingungen und -modellen von jungen Künstlern beschäftigen." Denn nur wenn die Produzenten früh unterstützt und deren Sicht auf "innovative Projekte auch in der Politik befestigt wird", entstehe eine zukunftsfähige und Gewinn versprechende "Kreativitäts-Ressource".

Die Strategie, wie das Verhältnis zwischen junger Kunst und Ökonomie entscheidend verbessert werden kann, blieb aber vage. Bernd Wagner vom Institut für Kulturpolitik vertrat auf dem Podium die geradezu nostalgische Ansicht der 1970er-Jahre, dass "Politik und Ausbildung dem Künstler die Wege hin zur Wirtschaft aufzeigen" müssen.

Anregender waren da schon die Ansichten der Soziologen Jakob Tanner und Christoph Weckerle von der Züricher Hochschule der Künste. Um als Player auf dem Markt dauerhaft zu landen, sollten etwa die "Schnittstellen" zwischen Kunst und Wirtschaft beleuchtet werden, so Weckerle. Einen Durchbruch könne auch eine "integrative" Kultur- und Wirtschaftspolitik bringen, die die Produzenten in Kreativberufen berät.

Goehler war das zu lahm. Erfolgreich sei Kulturpolitik nur dann, wenn sie auf die unabhängige Szene fest setze, sagte sie. Denn dort lägen quasi die ungeschliffenen Diamanten - mit internationaler Erfolgsgarantie.

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