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Archiv-Artikel

kommentar Bitte kein Bit!

Bei der WM 2006 in Deutschland darf nun doch deutsches Bier ausgeschenkt werden – leider ist es das falsche!

Praktisch zeitgleich mit der ersten Beinahe-Niederlage der neuen deutschen Himmelsstürmer unter der Ägide des bierblonden Nationaltrainers Jürgen Klinsmann wurde das Schlimmste noch mal abgewendet: Gestern konnte der mit dem glanzvollen Titel des „WM-OK-Vizepräsidenten“ ausgestattete DFB-Funktionär Wolfgang Niersbach kundgeben, dass 2006 in den zwölf WM-Stadien nun doch deutsches Bier ausgeschenkt werden wird.

Lange sah es ja gar nicht gut aus. Der weltmarktführende US-amerikanische Braukonzern Anheuser-Busch hatte bei der Fifa die Exklusivrechte für den Bierverkauf erworben. 40 Millionen Euro war ihm das wert gewesen, aber Geld allein bewegt halt nicht die Welt. Proteste und virtuelle Aufstände, unter anderem unterstützt durch die bayerische Staatskanzlei, wandten sich gegen den bei aller Liebe zum globalen Kapitalismus als sittenwidrig empfundenen Versuch, die Weltheimat des Bieres mit Yankee-Plörre zu überschwemmen. Jetzt lenkten die sinistren Panscher von Gruselmarken wie „Michelob“ oder „Bud“ ein und gaben „nach wochenlangen Verhandlungen“ mit der Bitburger Brauerei ihr Placet für die flächendeckende Abfüllung mit der berüchtigten „Eifelbrause“. Monopolmarktwirtschaft auf den Elfmeterpunkt gebracht: Wer ins Stadion marschiert, hat dort die Wahl zwischen Pest und Cholera. Anders gesagt: Bitte kein Bit! Dann schon besser ein Bud.

JÜRGEN ROTH