kommentar: Besser als eine Baulücke

großflächenwerbung

Der Leipziger Platz zeigt, wie gut Großflächenwerbung dabei helfen kann, Lücken im Stadtbild zu schließen. Man sieht es erst auf den zweiten Blick: Das Haus in Richtung des Potsdamer Platzes, gegenüber des weißen Beisheim Centers, ist gar kein Haus. Es besteht nur aus einem Gerüst, davor ist eine Plane gespannt. Auf der Plane ist eine fotorealistische Hausfassade zu sehen - und Werbung. Wer flüchtig über den Leipziger Platz fährt, der bemerkt nicht, dass da in Wirklichkeit noch gar kein Haus steht.

Eine Baulücke an dieser Stelle würde dagegen sofort negativ auffallen. Und es kann noch Jahre dauern, bis hier wirklich gebaut wird - zum Beispiel, weil dem Eigentümer noch Geld fehlt oder er noch nicht genügend Mieter für die Räume gefunden hat. Und bis die Bauarbeiten beginnen ist es gut, dass der Eigentümer hier ein Gerüst aufgebaut hat und darauf auch Werbung zu sehen ist, mit denen die Kosten für das Gerüst wieder eingespielt werden. Damit sieht diese Stelle optisch fertig aus, obwohl sie es noch lange nicht ist.

Doch leider ist das die Ausnahme: Die meisten Großflächenwerbungen stören das Stadtbild. Etwa, weil auf ihnen keine Hausfassade zu sehen ist, sondern nur knallige Werbung - wie monatelang am Bettenhaus der Charité. Ein Negativbeispiel ist auch das Charlottenburger Tor auf der Straße des 17. Juni, das gerade renoviert wird. Von dem historischen Tor selbst ist nichts mehr zu sehen, stattdessen nur noch Werbung für einen Anbieter von Internet-Anschlüssen - ein echtes Ärgernis bei jeder Fahrt durch die Stadt.

Deshalb muss das Landesbaurecht so geändert werden, dass die Bezirke gegen störenden Werbeplanen besser vorgehen können und mehr Spielraum bei der Genehmigung haben. Das wirkt auch der Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes entgegen. Aber wo eine Werbeplane eine Baulücke schließt und gleichzeitig die Illusion eines fertig gebauten Hauses entstehen lässt - da muss dies weiter erlaubt sein, weil es dem Stadtbild nützt und nicht schadet.

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