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kommentarRückenwind für neue Energien – weltweites Aufbruchsignal aus Bonn

Die Bonner Energiekonferenz ist ein weltweites Aufbruchsignal. Auch in Deutschland gibt es Auftrieb für die Nutzung erneuerbarer Energien – SPD und Grüne sind energiepolitisch stärker zusammengerückt. Dass es sich dabei nicht nur um das Erscheinungsbild auf dem Konferenzparkett handelt, verdeutlichte Kanzler Schröder in seiner Wahlkampfrede in Dortmund: Eine vernünftige, zukunftsfähige Politik muss auf erneuerbare Energien setzen. Ausgerechnet in Nordrhein-Westfalen, Deutschlands Kohleland Nummer eins, goutierte das die Zuhörerschaft.

 Natürlich hat die Konferenz auch vom Ölpreis profitiert: Selten hat der fossile Energieträger das Nachdenken über Alternativen derart angeregt wie seit den Anschlägen in Saudi-Arabien. Selten waren die Erfolgsaussichten einer internationalen Erneuerbare-Energien-Konferenz so groß wie diesmal. Und selten kann man zum Abschluss eines Welttreffens derart überzeugt sagen: Ziel erfüllt. Das Ergebnis strahlt.

 Nicht dass die gestern verabschiedete Bonner Deklaration in einigen Jahren noch irgendeine praktische Bedeutung haben wird. Dafür ist sie viel zu sehr der kleinste Nenner aller Interessen. Aber sie ist die Grundlage eines Aufbruchs: Viele Staaten haben die Dreifaltigkeit der regenerativen Energien für sich entdeckt – Unabhängigkeit, Klimaschutz und Wirtschaftswachstum.

 Zum Beispiel China, das sich verpflichtete, den Anteil regenerativen Stroms bis 2010 auf dann 10 Prozent mehr als zu verdoppeln. Das ist insofern ein ehrgeiziges Ziel, als der Energiehunger der größten Nation schier unermesslich scheint – allein im letzten Jahr stieg er um 15 Prozent. Zum Beispiel die Philippinen, die den Anteil regenerativer Energie bis 2014 auf 40 Prozent verdoppeln wollen – eben weil eine dezentrale Energieversorgung für den Viel-Insel-Staat zweckmäßig ist.

 Natürlich werden die Mahner und Wissenschaftler klagen, die Ergebnisse der Renewables-Konferenz sind viel zu kurzsichtig. Eine schwache Deklaration, ein Papier mit nur wenigen radikalen politischen Handlungsanweisungen und ein Aktionsprogramm, das nicht wirklich die Bezeichnung „üppig“ verdient – tatsächlich bringt uns Bonn in Sachen Klimaschutz kein Schrittchen weiter. Betrachtet man allerdings die Ergebnisse der letzten Konferenzen zum Thema, bleibt nur das Urteil: Für die Realpolitik kann Bonn als Beispiel einer neuen Klimadiplomatie gelten. NICK REIMER

brennpunkt SEITE 5

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