klimabilanz : Wer im Treibhaus sitzt
Weil Bundesländer sich unterscheiden sollen, werden für sie Titel erfunden. Nordrhein-Westfalen wird dann als Sportland oder Energieland gerühmt. Dabei bietet sich eine Auszeichnung an: Bei der Produktion von CO2 sind wir in NRW deutschlandweit uneinholbar vorne. Weil das rheinische Braunkohlerevier als Europas klimaschädlichste Region bezeichnet wird, gehört uns der Titel des Top-Klimawandlers. An Rhein und Ruhr steht das Treibhaus Europas. Gut, dass sich die Umweltverbände heute treffen, um die Klimabilanz anzuprangern. Denn obwohl jeder um Polarkappenschmelze, um extremere Wetterlagen weiß, fehlt eine ernsthafte Debatte über die Klimavergifter – eine Debatte, die alle betrifft.
KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN
Am Klimafieber tragen alle Schuld. Greenpeace bezeichnet den Stromkonzern RWE als Europameister bei der Kohlendioxidproduktion. Aber wir teilen mit RWE nicht nur das Bundesland– Kommunen und Institutionen wie die WestLB, also wir alle, halten die Mehrheiten an dem Konzern. Mit unserer Billigung wird Braunkohle verfeuert, auf Wachstum gesetzt, aber kaum auf das Ende der fossilen Epoche. Fast geschieht es RWE recht, dass die Strommasten vor bald einem Jahr in dem Jahrhundertschneesturm umknickten. Nun rüsten sich die Energieriesen eben mit Thomasstahl gegen Klimakatastrophen, die sie selbst mitverantworten.
Auf dem gleichen Spielfeld stürmt die Landesregierung – auch gerne gegen Windkraftanlagen. Wer sich über die Verspargelung der Landschaft aufregt, statt alles für die Energiewende zu tun, dem gehört das Vertrauen entzogen. Doch stattdessen wurden die Fahrlässigen gewählt.
Abgesehen vom Strom, von dem es weniger geben würde, wenn alle sparen würde: NRW verdient den Titel als Public Enemy auch durch die Luftfahrt. Wohl nirgendwo in Mitteleuropa wird so viel und so billig geflogen. Auch das übrigens nicht ohne uns Fahrgäste.
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