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kinotipp der wocheErwartung durchpusten

Das Fracto Filmfestival feiert den experimentellen Film. Im Fokus: das Werk der ungarischen Filmemacherin Dóra Maurer

Am neugierigen Blick einer Kuh führt der Weg vorbei zur Geborgenheit. Das Licht- und Schattenspiel auf einer Blumenvase vor einem Bücherregal etabliert den gemächlichen Fluss der Zeit im Haus der Familie des Filmemachers Adrien Charmot.Tische werden gedeckt, das Land um das Haus bestellt. In allen Verrichtungen, in den Berührungen der Menschen untereinander wird Vertrautheit spürbar. Ausschnitte aus alten Filmaufnahmen und Fotos unterlegen die Gegenwart mit Geschichte. Charmots „The House by the River“ ist Film gewordene Geborgenheit.

Fracto: Experimental Film Encounter, 22.–25. Mai, Acud Kunsthaus; Hinweis: Tickets nur online erhältlich

Der Film ist Teil des ersten Programms der diesjährigen Auswahl an Experimentalfilmen mit dem diese Woche im Kunsthaus Acud die achte Ausgabe der Fracto Experimentalfilmbegegnungen beginnt. Das Festival präsentiert 25 Filme in fünf Kurzfilmprogrammen, ergänzt um ein Fokusprogramm zu der ungarischen Filmemacherin Dóra Maurer.Mit dieser Hommage lädt das Festival zur Entdeckung von Experimentalfilmgeschichte ein. Maurer verwebt in ihren Filmen aus den 70ern elegant die Erkundung filmischer Gestaltung mit politischen Fragen wie Hausarbeit. In „Timing“ von 1973 wird das Falten eines Lakens zur Maßeinheit für Zeit. Der österreichische Regisseur Siegfried A. Frühauf lässt in „Mare Imbrium“ Lichtreflexionen des Monds über die Leinwand tanzen.

Auch in diesem Jahr holt Fracto experimentelle Filme nach Berlin, die sonst in dieser Konzentration nur selten sichtbar sind, und bietet die Gelegenheit, unsere filmischen Seherwartungen einmal ordentlich durchzupusten und sich für den wahren Reichtum filmischer Formen zu öffnen. Fabian Tietke

Dieses Jahr im Fokus: Dóra Maurer Foto: Fracto

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