piwik no script img

kinotipp der wocheBlinde Flecken im Selbstbild

Eine Filmreihe widmet sich dem spanischen Produzenten Elías Querejeta, dessen Wirken in der späten Franco-Zeit begann und auch Klassiker des spanischen Kinos umfasst

Dichterfamilie als Diktatoren-Unterstützer: „El descanto“ (1976) von Jaime Chávarri Foto: Egeda

Anfang der 1960er Jahre begann Elías Querejeta als Produzent zu arbeiten, und schon bald wirkte er an einigen der wichtigsten Filme des neuen spanischen Kinos mit. Bis in die 2000er produzierte er Filme. Die Reihe „La factoria Querejeta“ im Zeughauskino konzentriert sich jedoch auf jene Filme, die noch während der Franco-Diktatur entstanden, ergänzt um einige Ausläufer bis in die 1990er Jahre.

Zu den bemerkenswertesten Filmen der Reihe gehört ein Dokumentarfilm von Jaime Chávarri. „El desencanto“ (The Disenchantment), entstanden im Todesjahr Francos 1976, zeigt die Familie des Dichters Leopoldo Panero. In Gesprächen mit der Familie des Franco-Unterstützers entsteht das Bild einer großbürgerlichen Familie von der Zeit des Bürgerkriegs bis in die Gegenwart des Films. Zwischen den jeweiligen Spleens der Hinterbliebenen treten die Konflikte und blinden Flecken der Selbsterzählung der Familie zutage (13. 10., 19 Uhr).

Die Reihe führt am Beispiel Querejetas vor, welche Bedeutung Filmproduzenten für das europäische Kino haben, und bietet zudem die Gelegenheit, nach Längerem wieder einige Klassiker des spanischen Kinos auf der großen Leinwand zu sehen. Neben den Filmen aus dem Frühwerk des Regisseurs Carlos Saura beispielsweise Chávarris „A un dios desconocida“ von 1977 (15. 10., 19 Uhr) und Victor Erices „El espiritu de la colmena“ (The Spirit of the Beehive) von 1973 (17. 10., 21 Uhr), die sich beide sehr unterschiedlich des Bürgerkriegs und seiner Folgen annehmen. Fabian Tietke

La factoria Querejeta: bis 31. 10., Zeughauskino, Unter den Linden 2

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen