kellers randspur: Sonntag
Zeitgenossen
„Herrliche Zeiten im Spessart“
Der nach „Das Wirtshaus im Spessart“ (1957) und „Das Spukschloss im Spessart“ (1960) letzte Teil der Komödien-Trilogie entglitt Regisseur Kurt Hoffmann in den Klamauk, wirkt aber aus heutiger Sicht mehr als drollig, wenn der Regisseur und seine Ausstatter einen Blick in die Zukunft werfen. Kostüme und Requisiten sind aus allerlei Alltagsgegenständen gebastelt, und wer beim Anblick des Bügeleisens in der Kultserie „Raumpatrouille“ immer aufs Neue ungebrochenes Vergnügen empfindet, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Aber Obacht – zunächst geht es in die Vergangenheit. Neben Liselotte Pulver chargieren Hannelore Elsner, Vivi Bach, Willy Millowitsch und der unverzichtbare Hubert von Meyerinck. (14.00 Uhr, SFB 1)
Meinungsbildung
„Knallt das Monster auf die Titelseite“
Grobe Enttäuschung für alle, die sich von diesem Titel zähnefletschende, pelzbesetzte Blutbademeister versprechen. Die Missetäter haben durchaus vorzeigbare Physiognomien, denn wahre Hässlichkeit kommt von innen. In Marco Bellocchios Politthriller aus dem Jahr 1973 instrumentiert ein rechtsgerichtetes Revolverblatt den Mord an einem 16-jährigen Mädchen, um Stimmung wider die Linke zu machen und Einfluss auf den aktuell tobenden Wahlkampf zu nehmen. Nicht unbedingt ein überholtes Szenario.
(20.15 Uhr, NBC)
Festtagsgegner
„Robin Hood – König der Diebe“
Auch spukt Alan Rickman derzeit durch den von einem gewissen Harry Potter angeführten Kinofilm, seine vorzüglichsten Auftritte aber absolvierte der britische Schauspielgott zum einen als Oberstrolch in „Stirb langsam“, zum anderen als Sheriff von Nottingham und damit Widersacher von Kevin Costner, den er mit einer solchen Mühelosigkeit an die Wand spielt, dass es eine wahre Freude darstellt. Möchte man nicht spontan und von Herzen „Da capo!“ rufen, wenn er, vom penetranten Costner restlos enerviert, diesen zu strafen und zum Schaden des Volkes in fuchsteufeliger Wildheit wutentbrannt kurzerhand Weihnachten absagen lässt? Ach, hätte man seine Worte doch befolgt.
(20.15 Uhr, Pro 7)
Maschinenstürmer
„Automatic“
Nochmals ein Hupf in die Zukunft. Dank der „Automatics“ sind die Menschen im Jahr 2033 von niederen Hausarbeiten entbunden. Natürlich wurden den Cyborgs hohe moralische Maßstäbe implementiert, und so greift J 269 umgehend ein, als eine junge Frau von ihrem Vorgesetzten unsittlich angegangen wird. Durch einen unglücklichen Zufall kommt der Übeltäter dabei ums Leben. Seiner Programmierung gemäß will der Android die Polizei in Kenntnis setzen. Das aber verdrießt den Konzernherrn, der anderntags ein neues „Automatic“-Modell präsentieren und in dem Zusammenhang öffentliches Aufsehen vermeiden möchte. Maschinenmenschen allerdings sind nicht leicht zu stoppen, und so wird eine Hi-Tec-Söldnertruppe in Stellung gebracht, die entfesselte Haushaltshilfe zu bändigen, was dann letztlich doch nicht ohne Anteilnahme der Medien vonstatten geht. (0.25 Uhr, RTL 2)
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