■ kaumzuglauben: Die Legende lebt
BTX. Die drei Buchstaben standen für echt archaisches Online-Vergnügen. Lange vor dem Siegeszug des Internets zauberte der Datendienst, mit vollem Namen „Bildschirmtext“ genannt, in Zeitlupe bunten Text und grobe Pixelgrafiken auf an die Telefonbuchse angeschlossene Bildschirme, aufgerüstete Fernseher und zuletzt selbst auf Computermonitore. Tempo und Komfort des Online-Sauriers entsprachen dem seiner Erfinderin: der Bundespost.
Ende letzten Jahres trug die Telekom-Tochter T-Online das Relikt zu Grabe. „BTX? Das gibt es nicht mehr“, erklärt die freundliche Kundenberaterin des Ex-Monopolisten bestimmt: „Das ist richtig eingestellt worden.“
Mitnichten. Während alle Informationsseiten und Online-Shops ins Computer-Nirwana verbannt wurden, blieben die BTX-Rechner von Banken und Sparkassen weiter am Laufen – wegen der „intensiven Nutzung“ fürs Homebanking.
Und die Legende lebt: Ein Drittel aller Homebanking-Kunden der Bremer Sparkasse nutzt nicht etwa das Internet, sondern BTX. Bei der Sparda-Bank sind es gar 50 Prozent. Hier können selbst Neukunden noch auf den abgefahrenen Zug aufspringen. Netbanking, flash-animierten Kurz-Clips und SSL-Verschlüsselung zum Trotz: Jeder zweite Sparda-Onlinebanker will heutzutage per BTX statt übers Internet an sein Konto. Bei dieser Bank ist der Kunde König: „Freischalten für BTX? Ja selbstverständlich geht das.“ hoi
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