kabinenpredigt : Kiontke am Ball
Im Rahmen des Wettskandals um den Berliner Schiedsrichter Hoyzer stellt sich die Frage: Vielleicht ist der schwarze Mann auf dem Platz von sich aus ein Problem.
Es war in Spandau, nachts um halb zehn. Zwei erzbescheuerte Mannschaften aus der Liga der Technischen Universität rangen verzweifelt um den Ball. Nach einer Stunde gingen ein paar Spieler trotz Führung in den Wald, holten sich Stöcke und verprügelten jeden, der ihnen im Weg stand. Ein Zuschauer verständigte die Polizei. Die schickte ein dem Ereignis gemäßes Aufgebot: fünf rotzfreche Kampfbuletten und fünfzehn schweigsame SEK-Hünen. Zur Rede gestellt, erklärten die Spieler, der Unparteiische habe so schlecht gepfiffen, dass sie hätten zuschlagen müssen. Jetzt aber wollten sie ihn wegen grauenhafter Leistung anzeigen. Die Geschichte zeigt: Hoyzer ist nicht der einzige Berliner Unparteiische, der mit dem Gesetz in Konflikt kam.
So stellt sich die Frage: Braucht man diese Typen überhaupt? Wäre es nicht besser, ohne sie zu spielen? Die Regeln könnte man auch gleich entrümpeln. Fußball ohne Schiedsrichter (aber grundsätzlich mit Polizeiaufgebot) böte einige Möglichkeiten. Aber nein: Im ordnungsversessenen Deutschland – „Schily“ klingt verdammt wie „Schiri“ – geschieht genau das Gegenteil. Als hätten die Offiziellen aus dem Schiedsrichterskandal nichts gelernt, fordern sie auch noch einen Fernseh-Referee. Dabei rennen jetzt schon vier Richter auf dem Platz herum! Allerdings könnte man auch die Mannschaftsstärke reduzieren – wie beim Tischfußballspiel: zwei gegen zwei. Einen Schiedsrichter hab ich beim Tipp-Kick noch nie gesehen. Aber auch noch nie eine Schwalbe! JÜRGEN KIONTKE