jugendbericht: Eine verpasste Chance
Eigentlich müsste sich jeder Jugendpolitiker und jeder Jugendhilfeträger danach die Finger lecken: Erstmals wurde in der Hauptstadt eine Untersuchung erstellt, die detailliert aufzeigen soll, wie es um die Situation von Kindern und Jugendlichen steht, was es für Probleme gibt und wie diese angegangen werden können. Doch herausgekommen ist ein Sammelsurium an Zahlen und Fakten, die größtenteils veraltet sind und mit denen niemand effektiv arbeiten kann.
Kommentarvon JULIA NAUMANN
Der Kommission, die mit dem Bericht beauftragt wurde, ist nur bedingt Schuld zu geben. Sie musste unter extrem schlechten personellen Bedingungen arbeiten. Außerdem war die Aufgabenstellung viel zu global, um spezifische Antworten zu geben.
Wenn die Auftraggeber, erst Ingrid Stahmer und dann ihr Nachfolger Klaus Böger, sich tatsächlich als Jugendsenatoren verstehen würden, dann hätten sie die Fertigstellung des Berichts nicht jahrelang vor sich hin dümpeln lassen dürfen. Zudem hätten die Politiker die Ergebnisse offensiv diskutieren müssen. Der Bericht wurde der Jugendverwaltung bereits im Mai vergangenen Jahres übergeben, und erst jetzt äußert sich Klaus Böger dazu – zudem mit dürren Worten.
Böger hätte die Untersuchung trotz fachlicher Mängel als Chance begreifen müssen, als Instrument, um jugendpolitische Interessen zum Beispiel gegenüber dem Finanzsenator zu vertreten. Doch Böger trat bisher als Jugendsenator nicht in Erscheinung. Wenn er verhandelt, dann über die Anzahl der Lehrer. Kinder und Jugendliche kommen dabei nur selten vor. Doch Politik machen bedeutet nicht nur verwalten, sondern auch Perspektiven aufzeigen.
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