iPhone & Co.: Navis für Fußgänger
Waren Navis einst nur für Autofahrer geeignet, sind sie längst auch zu Fuß sehr nützlich. Besonders reichhaltig ist die Auswahl auf dem iPhone – wenn auch oft teuer. Ein Überblick.
BERLIN taz | Warum noch Straßenschilder lesen oder Passanten fragen? Smartphones mit GPS weisen einem längst bequem den Weg. Das Angebot ist dabei reichhaltig: Egal ob das Gerät nun mit Windows Mobile-Betriebssystem, Symbian/Nokia, Blackbery oder Android-Betriebssystem läuft, entsprechende Anwendungen gibt es für jede Plattform.
Und der Markt ist stark in Bewegung: So kommt das seit kurzem in den USA erhältliche Google-Handy "Droid" von Motorola mit einer integrierten Navigationssoftware, die keinen Cent extra kostet; Geräte von Nokia werden ebenfalls mit eingebauter Orientierungssoftware verkauft. Wichtig dabei ist nur, dass das Handy eben den GPS-Empfänger eingebaut hat. Die Funkzellen-Ortung funktioniert nur leidlich und nur in der Stadt – und ohne Satellitensignal taugt das Handy bloß als leuchtende Karte.
Eigentlich muss man auch als iPhone-Besitzer, der sich hauptsächlich per Pedes durch die Stadt begibt, keinen Cent investieren, um sich vernünftig zurecht zu finden. Apple hat nämlich freundlicherweise eine eigene Anwendung mit Googles Kartenmaterial integriert. Die bietet weltweit eine lokale Suche, zeigt notfalls auch Streckenführungen an und weist den Smartphone-Besitzer per animiertem Symbol hin, wo er sich gerade auf wenige Meter genau aufhält.
Allerdings hat die "Karten" getaufte GoogleMaps-Version auch Nachteile: Sie funktioniert nur dann, wenn man auch über einen Netzzugang verfügt, was je nach Vertrag minuten- oder kilobyteweise Geld kostet. Jedes Kartensegment wird einzeln aus dem Netz geladen, ohne Internet, das ja auch aufgrund von Abdeckungslücken zwischenzeitlich einmal fehlen kann, bleibt der Bildschirm grau. Außerdem zeigt GoogleMaps auf dem iPhone den Weg nur auf der Karte, anzeigbar zwar auch in Einzelschritten, aber lenkt einen eben nicht wie ein Navi eigenständig mit Ansagen durch die Stadt.
Aus diesem Grund stellt sich auch für Fußgänger die Frage, ob man sich nicht einfach ein ausgewachsenes Navigationssystem für sein Handy besorgt. Solche "großen" Navis für das iPhone gibt es inzwischen einige, zu den beliebtesten gehören die TomTom-Variante für das Gerät sowie der MobileNavigator von Navigon. Sie bieten jeweils regelmäßig aktualisiertes Kartenmaterial, das direkt in der jeweils über einen Gigabyte schweren Anwendung steckt und nicht nachgeladen werden muss. Und sie integrieren seit neuestem auch brauchbare Fußgängermodi.
Die Frage ist allerdings, ob der Navi-Kauf nicht eventuell Overkill ist. Denn die Preise in Apples App Store für Anwendungen aus diesem Segment sind gesalzen: Für die TomTom-App für Deutschland, Österreich und Schweiz (D-A-CH) zahlt man stolze 70 Euro, für die Westeuropa-Variante gar 100.
Navigon ist kaum billiger: D-A-CH macht ebenfalls 70 Euro. Die Europa-Version kostet, wenn sie nicht gerade im Sonderangebot erhältlich ist, wie der TomTom-Konkurrent 100 Euro, enthält dafür aber auch osteuropäische Länder wie Polen. Es lohnt sich daher, auf Aktionen von Elektrofachmärkten zu warten: Diese verkaufen ab und an Gutscheinkarten für den App Store für einen reduzierten Preis.
Im Betrieb nehmen sich TomTom und Navigon nicht viel – beide bieten umfangreiche Funktionen, die allerdings selbst im dezidierten Modus für Fußgänger nur bedingt für selbige geeignet sind, weil es an "Points of Interest" (Sehenswürdigkeiten) fehlt.
Allerdings sind die Hersteller bereit, zu lernen: So liest MobileNavigator etwa Straßennamen vor, so dass man relativ entspannt per Kopfhörer vorwärts kommt. Die jeweilige Oberfläche ist reine Geschmacksache. Das Problem: Weder MobileNavigator noch TomTom sind derzeit als Testversion zu haben, so dass man die Katze im Sack kaufen muss.
Wenn es nicht Profi-Navigationssysteme sein müssen, kann man auch zu einer Open-Source-Alternative greifen. Eine Software namens Roadee, die vom deutschsprachigen Entwickler Andreas Kluge stammt, nutzt das Datenmaterial des freien "OpenStreetMap"-Projekts, bei dem Freiwillige Geoinformationen sammeln. Das Problem der 1,59 Euro teuren Anwendung: Sie funktioniert nicht offline, man benötigt stets eine Internet-Verbindung.
Ohne Netz arbeiten dagegen die Karten des in Berlin beheimateten Stadtplandienstes. Diese kann man für zahlreiche deutsche Städte zu Preisen von 6 bis 10 Euro erwerben und sie bieten eine zweidimensionale Karte mit eingezeichneten Sehenswürdigkeiten an. Die Position wird über den im iPhone integrierten GPS-Chip ermittelt, eine Routenführung fehlt. Dafür sind die Karten teilweise deutlich genauer als GoogleMaps und eben offline verfügbar.
Einen ganz anderen Ansatz haben Tracking-Tools wie zum Beispiel "MotionX". Das iPhone-Programm für 2,39€ bietet eine große Auswahl an offenem Kartenmaterial, darunter auch Topographische Karten, in denen Wanderwege verzeichnet sind. MotionX navigiert einen allerdings nicht durch Straßen, sondern peilt das Ziel lediglich an. Dafür zeichnet es die gegangene Route auf. Spannend für Wanderer oder Jogging-Begeisterte. Und ist die Karte erstmal in den Cache geladen, funktioniert es auch ohne Netz.
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