holocaust-mahnmal: Endlich ehrlich über Kosten reden
Das Holocaust-Mahnmal darf nicht so enden wie die „Topographie des Terrors“: Diese Gedenkstätte auf dem ehemaligen Gelände von SS- und Gestapo-Zentrale in Kreuzberg wird viel teurer, als öffentlich erklärt wurde – weil die verantwortlichen Leute sich in die Taschen logen über die erwartbaren Kosten. Man wollte diesen „Ort der Täter“ eben unbedingt. Jetzt wird er etwa 25 Millionen Mark mehr kosten als geplant – und das Ganze wackelt. Die Kosten dienen den Gegnern des guten Projekts als Munition.
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Beim Holocaust-Mahnmal droht ebenfalls eine Kostenexplosion – und deshalb ist es gut, dass nun endlich offen darüber geredet wird. Allzu lange wollte man auch hier dieser notwendigen Debatte aus dem Weg gehen. Man verschanzte sich hinter Schätzungen von insgesamt 20 Millionen Mark für das Stelenfeld und den „Ort der Information“. Nun sprechen Bausenator Strieder und die Kuratoriumsmitglieder der Mahnmalsstiftung Rosh und Otto endlich öffentlich aus, was von Anfang an gemunkelt wurde: Es wird teurer, erheblich teurer. Das ist klüger als weiteres Mauern – denn dies hätte, wie bei der „Topographie“, der guten Sache geschadet: Nur wer offen über die wahren Kosten redet, tappt nicht in die Falle der Mahnmal-Gegner, die mit Kosten-Argumenten die Gedenkstätte auf kaltem Wege noch stoppen wollen.
Und wenn es tatsächlich, wie Otto schätzt, mit einem unterirdischen „Ort der Information“ mindestens 50 Millionen kosten wird? Dann muss das Mahnmal trotzdem gebaut werden! Kuratoriumsmitglied Salomon Korn hat völlig Recht: Die Deutschen sollten sich fragen, was ihnen ein solches nationales Denkmal wert ist. Auch 50 Millionen wären angesichts der Größe der deutschen Schuld – hier passt das Wort einmal – Peanuts.
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