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heute in hamburg„Der Klassismus der Klimakrise wird deutlich“

Diskussion „Intersectional Climate (In)Justice – Wie geht gerechte Klimapolitik?“: 17 Uhr, Bühne der „Klimawoche on Tour“, Gut Karlshöhe

Interview Alexandra Hilpert

taz: Frau Müller, warum ist die aktuelle Klimapolitik nicht gerecht?

Franziska Müller: Die CO2-Emissionen werden im Moment zum Großteil vom globalen Norden erzeugt. Länder wie Deutschland oder die USA gehören zu den Verursachern der Klimakrise, während Menschen im globalen Süden am meisten von der Krise betroffen sind. Wir haben es mit einer Klimaungerechtigkeit zu tun.

Was bedeutet das eigentlich: Klimagerechtigkeit?

Klimagerechtigkeit bettet die klimapolitischen Fragen in einen größeren Rahmen ein und befasst sich mit sozialen und ökologischen Transformationen. Sie fragt nach den Auswirkungen und Pro­fi­teu­r:in­nen des Klimawandels. Dass manche Menschen mehr vom Klimawandel betroffen sind als andere, sieht man zum Beispiel an den verheerenden Waldbrände letztes Jahr in Kalifornien. Die öffentliche Feuerwehr dort ist unterbezahlt und schlecht ausgestattet. Häuser von Stars werden dagegen von privaten Feuerwehren geschützt. Hier wird der Klassismus der Klimakrise sehr deutlich. Betroffen sind immer die mit den geringsten ökonomische Anpassungsmöglichkeiten, dem kleinsten Geldbeutel, die nicht ­migrieren können.

Würden Sie sagen, die Betroffenen werden in der Klimapolitik zu wenig einbezogen?

Ja. Es gab in den letzten Jahren immer wieder Debatten darüber, dass die „Fridays for Future“-Bewegung sehr weiß und bürgerlich geprägt ist. Das Problem für viele ist: Je transnationaler Politik wird, desto komplizierter wird sie auch. Dass Umweltprobleme in Deutschland mit dem Kohleabbau in Südafrika zusammenhängen, muss man erst mal vermittelt bekommen.

Sind Einzelne oder die Politik verantwortlich für mehr Klimagerechtigkeit?

Foto: privat

Franziska Müller

42, ist Politikwissenschaftlerin an der Universität Hamburg.

Beide. Politik sollte nicht nur von Po­li­ti­ke­r:in­nen und Wis­sen­schaft­le­r:in­nen betrieben werden, sondern enger an politische Bewegungen gekoppelt sein. Als einzelne Person kann man sich für Klimagerechtigkeit einsetzen, indem man beispielsweise auf den heutigen Klimastreik geht. Man kann auch seinen persönlichen Beitrag zum Klimawandel reduzieren, beispielsweise indem man auf Autofahrten verzichtet oder sich vegetarisch ernährt.

Lassen sich gerechte Klimapolitik und Wirtschaftswachstum miteinander vereinbaren?

Historisch gesehen zeigt sich, dass Emissionen zurückgehen, wenn das Wirtschaftswachstum eingegrenzt ist, beispielsweise nach der Wirtschaftskrise 2007/2008 oder zu Beginn der Coronakrise. Sobald sich die Wirtschaft erholt hat, steigen die Emissionen wieder. Bisher hat die Entkopplung der Wirtschaft vom Klimawandel durch technologische Innovationen nicht funktioniert. Der Wunsch nach einer radikalen Systemtransformation wird deshalb immer stärker.

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