heute in hamburg: „Nennen wir es doch Wolke“
Sommerfest der Embassy of Hope, mit Live-Musik, Performance und Kunstmarkt:18 Uhr, Thalia in der Gaußstraße, Eintritt frei, Restkarten an der Abendkasse
Interview Finn Walter
taz: Herr Ghunaim, wie wichtig ist die Embassy of Hope als Treffpunkt für Geflüchtete?
Mohammed Ghunaim: Sie ist so wichtig, weil sie eine Art Schnittstelle zwischen der Straße, dem Thalia Theater und anderer Kultur ist. Für viele neu ankommende Menschen ist die Theaterkultur nicht unbedingt fremd, aber anders. Wir nehmen es als unsere Aufgabe wahr, die gesellschaftlichen Konflikte aufzulösen, durch transkulturelle Begegnungen, Miteinander und offene Gespräche. Gleichzeitig sind wir aber auch eine Sozialeinrichtung.
Inwiefern?
Wir bieten zum Beispiel Sprachkurse an. Dabei kooperieren wir schon lange mit der Sprachbrücke Hamburg. Jeden Mittwoch treffen wir uns im Thalia Theater und trinken zusammen Kaffee. Und wir bieten auch Rechtsberatung in Kooperation mit der „Refugee Law Clinic“ an. Menschen bekommen hier Unterstützung beim Asylantrag.
Welche Menschen sprechen Sie damit an?
Viele aus der BIPoC-Community sind dabei, aber auch viele Menschen aus der Nachbarschaft, pensionierte Lehrer:innen, Schüler:innen und viele andere. Wir sprechen das bunte Hamburg an.
Wie ist das Projekt entstanden?
Das Projekt ist 2015 entstanden nach der großen Flüchtlings…welle. Naja, ich mag das Wort eigentlich nicht …
… wir auch nicht.
Nennen wir es doch Wolke. Damals bei der großen Flüchtlingswolke, mit der ich übrigens auch nach Deutschland kam, ging das Projekt in der Sankt-Pauli-Kirche los. Es ging darum, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Dann zog das Projekt ins Thalia Theater, weil da mehr Platz war. 2017 wurde ich dann gefragt, ob ich Künstlerischer Leiter werden will.
Was hat sich verändert, wenn Sie sechs Jahre später zurückblicken?
Sie sprachen damals von interkulturellem Austausch. Ich finde aber beim interkulturellem Austausch ist eine Kultur immer noch dominant. Deshalb spreche ich lieber von transkulturellem Austausch. Die meisten Menschen sind mittlerweile angekommen und sprechen Deutsch. Wir machen jetzt viele künstlerische Projekte und haben es endlich geschafft, dass sich das Thalia Theater auch für neue Kulturen der Stadtgesellschaft öffnet. Autor:innen und Schauspieler:innen sind viel diverser.
Also quasi vom Sprach-Café zum transkulturellen Begegnungsort?
Naja, die Sprachkurse bieten wir immer noch an. Mich zum Beispiel interessieren heute aber andere Themen, wie antirassistische Arbeit oder der Kultur- und Bildungskanon. Dazu organisieren wir Workshops.
Was macht Ihr Sommerfest morgen besonders?
Es spielen unsere eigenen Musikgruppen, denen wir hier auch Proberäume anbieten. Außerdem ist das hauptsächlich mit und von BIPoC Artists.
Auf wen freuen Sie sich morgen besonders?
Ich freue mich besonders auf MoyoRay. Sie ist Singer and Songwriterin hier aus Hamburg. Aber ich freue mich auch auf viele andere Sachen. Es gibt eine Kunstausstellung und tolle Liveacts auf der Bühne.
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