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heute in hamburg„Die Melodie macht es speziell“

Lesung: „Lesereihe AHAB“ im Rahmen des „Fructoplasma“- Festivals, Westwerk, Livestream auf fluctoplasma.com, 20 Uhr

Interview Lissy Malethan

taz: Frau Barre, inwiefern ist Mehrsprachigkeit wichtig für unsere Gesellschaft?

Lubi Barre: Sehr wichtig, wenn nicht sogar das Wichtigste. Je mehr Sprachen man spricht, desto mehr verschiedene Perspektiven kennt man. Man bekommt einen anderen Blickwinkel auf die Welt. Dadurch merkt man immer deutlicher, dass wir alle gleich sind. Wenn andere Menschen in ihrer Sprache schreiben oder lesen, verbindet man sich mit ihnen.

Auf welcher Sprache finden die von Ihnen veranstalteten Lesungen statt?

Immer auf verschiedenen Sprachen. Dieses Mal lesen eine englisch-griechische Autorin und ein polnischer Autor.

Muss man als Zuschauer*in also Griechisch, Englisch oder Polnisch sprechen?

Nur Deutsch und am besten Englisch. Es liest immer jemand eine übersetzte Version auf Deutsch oder Englisch vor. Es ist aber wichtig, die Originalsprache zu hören, vieles kann man nicht übersetzen, wie zum Beispiel die Melodie. Die Zuhörer*innen bekommen so ein Gefühl für die Sprache. Das macht es speziell.

Was für Texte werden vorgelesen?

Die Autor*innen lesen ihre eigenen Texte. So schaffen wir eine Plattform für bereits bekannte, aber vor allem für noch ungehörte Stimmen. So können die Autor*innen ihre Arbeit präsentieren und gleichzeitig in ihrer eigenen Sprache lesen. Es wird oft vergessen, dass auch Menschen in Deutschland leben, die nicht auf Deutsch schreiben. Wenn du in Deutschland etwas veröffentlichen willst, musst du das nämlich auf Deutsch tun. Das bringt eine zweite Person, eine Übersetzer*in ins Spiel – die man ja auch für die Lesungen braucht.

Foto: Nico Scagliarini

Lubi Barre

38, ist Autorin, Moderatorin, Kuratorin und Organisatorin von Lesungen.

Für wen wird gelesen?

Wir haben immer ein sehr diverses Publikum. Es kommen junge Leute, was super ist. Ich möchte junge Menschen anregen, sich für Poesie und Literatur zu begeistern. Es kommen aber natürlich auch ältere Menschen, es ist offen für alle.

Wie kann Literatur uns international verbinden?

Indem wir erfahren, dass uns alle am Ende des Tages, überall, das Gleiche beschäftigt. Wir schreiben über Liebe, Herausforderungen, Identitäten und so weiter. Ich habe oft erlebt, dass jemand zu mir kam und meinte: „Ich hab mich gefühlt, als hättest du über mich geschrieben.“ Wir waren wahrscheinlich sehr unterschiedlich, aber das Thema hat uns verbunden. Und das ist das Wichtigste an Literatur: Verbindung.

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