heute in hamburg: „Verzweifelter Versuch, marktgerecht umzubauen“
Demonstration und Übergabe der gesammelten Unterschriften an eine Delegation zur Weiterleitung an Erzbischof Heße und Senatorin Leonhard: 15.30 Uhr, Stübenplatz
Interview Leonie Theiding
taz: Herr Humburg. Wieso ist das Krankenhaus Groß-Sand unverzichtbar?
Manuel Humburg: Weil es im Hamburger Süden eine deutliche Unterversorgung an Krankenhäusern gibt. Außerdem wächst die Bevölkerung auf der Elbinsel, für diese Menschen bietet Groß-Sand eine schnell erreichbare Grund- und Notfallversorgung. Und auch die Betriebe auf der Veddel und in Wilhelmsburg sind froh, wenn sie für diese medizinische Versorgung nicht die Insel verlassen müssen, denn die Beschäftigten in den angrenzenden Betrieben leisten teilweise gefährliche Arbeiten.
Wie setzen sich die Betriebe für das Krankenhaus ein?
12 Betriebsräte der großen Firmen auf der Elbinsel haben eine eigenständige Stellungnahme verfasst. Und die 8.000 Unterschriften, die für den Erhalt Groß-Sands gesammelt wurden, bestehen zu einem großen Teil aus Namen, die mit den Betrieben in Verbindung gesetzt werden können.
Wieso will sich das Erzbistum dann ausgerechnet von diesem Krankenhaus trennen?
Das Erzbistum will sich ja von allen Ansgar-Krankenhäusern trennen, weil es mit der Führung der Krankenhäuser überfordert ist. Die besondere Problematik bei Groß-Sand ist, dass es am schwierigsten zu vermarkten ist: Bisherige Interessenten der Ansgar-Gruppe empfinden wohl alle Krankenhäuser als wirtschaftlich attraktiv, nur das unsrige in Wilhelmsburg nicht. Daher versucht das Erzbistum, Groß-Sand „gesundzuschrumpfen“ – also das ist jetzt meine Interpretation der Dinge. Es erscheint mir wie ein verzweifelter Versuch, das Krankenhaus marktgerecht umzubauen.
Haben Sie Verständnis dafür?
Durchaus dafür, dass das Bistum sich überfordert fühlt. Aber keiner hat Verständnis dafür, dass sie ausgerechnet in einem der ärmsten Stadtteile Hamburgs einen Grundpfeiler der gesundheitlichen Versorgung zusammenbrechen lassen.
In Groß-Sand existiert auch eine Pflegeschule. Was macht diese besonders?
Zum einen, dass sie heute ihren letzten Tag feiert und viele Menschen von dem Lehrpersonal und der Kooperation mit der Pflegeschule Abschied nehmen, so auch die Schulleiterin der Stadtteilschule Wilhelmsburg. Zum anderen, dass es sich um eine der nachweislich besten Pflegeschulen in Hamburg handelt: Die besten Abschlussnoten und die geringste Abbreche-Quote finden Sie hier vor. Es gibt sogar ein Konzept von einem Pflegecampus, diese gut funktionierende Ausbildungsstätte zu einem Leuchtturm-Projekt in der Pflegeausbildung zu erweitern; diese Chance für die Pflege wird jetzt beerdigt.
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