heute in hamburg: „Er vertritt ein marktradikales Modell“
Kundgebung „Lucke lahm legen: Keine Lehre am rechten Rand!“: 10 Uhr, Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1
Interview Katharina Gebauer
taz: Herr Stephan, glauben Sie, dass Professor Bernd Lucke nach Ihrer Kundgebung nicht mehr lehrt?
Niklas Stephan: Nein, er hat nach dem Hamburger Hochschulgesetz das Recht auf die Wiederaufnahme seiner Professur. Ein Berufsverbot ist daher unwahrscheinlich. Wir wollen mit dem Protest aber darauf aufmerksam machen, dass Lucke aufgrund seiner politischen Vergangenheit nicht wie jeder andere Professor behandelt werden sollte und eine Diskussion um ihn und sein Lehrtätigkeit durchaus sinnvoll ist.
Warum ist seine Lehrtätigkeit kritisch zu sehen?
Er vertritt ein sehr marktradikales und neoliberales Modell. Dieses ist zwar innerhalb der Volkswirtschaft noch immer weit verbreitet, im Allgemeinen jedoch absolut nicht mehr zeitgemäß und beruht auf einem System, das Menschen ausbeutet. Wir brauchen auch mit Blick auf den Klimawandel die Entwicklung neuer, zukunftsfähiger Modelle, die nachhaltiger gestaltet sind. Dazu ist ein Umdenken an den Lehrstühlen der Volkswirtschaftslehre notwendig.
Werden seine Vorlesungen leer bleiben?
Nein, viele Studierende sind leider darauf angewiesen, seine Vorlesungen zu besuchen, um ihren Abschluss machen zu können. Wenn Leute Interesse daran haben, was er da eigentlich lehrt, können sie als Gasthörer in seine Vorlesung gehen. Wir vom Allgemeinen Studierendenausschuss beschränken uns erst einmal auf die Kundgebung, die während seiner Vorlesung laufen wird.
Was sagt denn der Lucke dazu?
Er hat uns zu einem Gespräch eingeladen, dass wir ergebnisoffen angenommen haben. Nach der Kundgebung werden wir uns mit ihm treffen. Er hat sich ja bereits in der Presse dazu geäußert.
Was erhoffen Sie sich von dem Gespräch?
Wir wollen einen Raum für Diskussionen um seinen Lehrinhalt innerhalb der Universität als Ort des wissenschaftlichen Austauschs schaffen. Sinnvoll wäre es etwa, eine Diskussionsveranstaltung mit ihm als Neoliberalem und Konservativem zusammen mit progressiveren Wissenschaftlern auszutragen. Das soll bestenfalls auch eine wissenschaftliche Diskussion anregen.
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