heute in hamburg: „Große Straßen sind vergessene Orte“
Interview Jana Hemmersmeier
taz: Her Rathje, warum sind die Magistralen ein Thema für das Bauforum?
Volker Rathje: Die großen Straßen sind vergessene Orte, die man planerisch nie so richtig beachtet hat. Deswegen sehen sie aus, wie sie aussehen. Die Straßen sind nicht schön, sie sind oft nicht gut gepflegt. In der Regel sind sie nur für den motorisierten Verkehr gedacht. Das zu verändern, finde ich unterstützenswert. Außerdem hat die Stadt nicht mehr viele Flächenreserven für bauliche Entwicklungen.
Gibt es schon Änderungsansätze?
Auch an großen Kreuzungen findet bereits Wohnungsbau statt, das hätte man vor 15 Jahren niemals gemacht. Dieser Prozess ist also schon im Gange, aber nur in attraktiven Lagen. Auf dem Bauforum gucken wir uns jetzt die langen Chausseen an, größere Räume von mehreren Kilometern.
Kann man jemandem zumuten, an eine große Durchgangsstraße zu ziehen?
Es gibt heute bauliche Lösungen, wie man an lauten Straßen vernünftig wohnen kann. An der Hoheluftchaussee in Eimsbüttel sind gerade viele Wohnungen gebaut worden, die sofort weggegangen sind. Das ist sicherlich an der Harburger oder der Langhorner Chaussee etwas anderes, weil die nicht so zentral sind. Aber die Stadt wächst weiter. Wir müssen auch diese Lagen entwickeln, und wir müssen Wohnungsbau für unterschiedliche Preisklassen machen.
Ärmere Menschen sollen also an lauten Straßen wohnen?
Wir brauchen geförderten Wohnraum, das ist ja ein ganz wichtiges Thema. An den Magistralen sind die Grundstückspreise noch nicht so hoch. Deshalb liegt es ein Stück weit auf der Hand, dass man dort auch preisgebundenen oder verbilligten Wohnungsbau realisiert.
Hamburger Bauforum „Magistralen“: bis Sa, 24. 8., Deichtorhallen. Öffentlicher Teil ab Di, 19 Uhr. Infos: www.hamburg.de/bauforum
Und alle billigen Wohnungen an dieselben Stellen?
Natürlich will man keine Ghetto-Bildung. Jeder Eigentümer entwickelt sein Grundstück einzeln, deshalb wird eine Änderung eher in kleinen Schritten passieren. Insofern wird es eine Mischung aus frei finanziertem und gefördertem Wohnungsbau sein.
Wie kann man dabei dem Lärmschutz gerecht werden?
Es gibt da ja Auflagen. Fenster bekommen schallgedämmte Lüftungen, Balkone zur Straße werden verglast. Ich kann zur lauten Seite einen geschlossenen Bau errichten, der dann auf der anderen Seite automatisch ruhig ist. So eine Fassade sieht ungewohnt aus, aber da gibt es Möglichkeiten. Das kann man regeln.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen