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heute in hamburg„Werkzeug­kasten für Bewegungen“

Theo Bruns, 66, Ko-Herausgeber des Sammelbands. Er arbeitet u.a. als Lektor, Redakteur und Übersetzer im Verlag Assoziation A.

Interview Till Wimmer

taz: Herr Bruns, welche Bedeutung hatten die G20-Proteste für die Graswurzelbewegung?

Theo Bruns: So ein Ereignis ist wie kein anderes dazu geeignet, verschiedene Initiativen zu bündeln und politische Bewegungen und Projekte miteinander in Kontakt zu bringen. Bei den Gipfelprotesten ist es sehr gut gelungen, eine große Vielfalt an Aktionsformen zum Ausdruck zu bringen. Mit dem Buch wollten wir das festhalten und so etwas wie einen Werkzeugkasten für zukünftige soziale Bewegungen erschaffen.

Welche Gruppen haben sich nachhaltig vernetzt?

Es haben sich zum Beispiel linke sozio-kulturelle Zentren wie das Gängeviertel, die Fux-Genossenschaft, die Sauerkrautfabrik, das Centro Sociale oder Rote Flora inhaltlich ausgetauscht und Kontakte oder Freundschaften geknüpft. So etwas überdauert natürlich die Proteste und hilft bei weiteren Aktionen. Auch Strukturen wie „Recht auf Stadt“ haben davon profitiert.

Was genau ist mit „Recht auf Stadt“ gemeint?

Das ist ein Zusammenschluss von stadtpolitischen Initiativen mit dem Ziel, städtische Ressourcen für alle Menschen zugänglich zu machen –unabhängig von ihrer Herkunft, Klasse oder sexueller Orientierung. Am Wochenende organisiert dieses Netzwerk das bundesweite „Recht auf Stadt“-Forum in der Fux-Kaserne, in der auch unser Verlag beheimatet ist, und feiert sein zehnjähriges Jubiläum.

Welche Rolle spielen die Polizeieinsätze in ihrem Sammelband?

Lesung und Diskussion: „Das war der Gipfel ­­– Die Proteste gegen G20 in Hamburg“, 19.30 Uhr, Sauerkrautfabrik Harburg, Kleiner Schippsee 22, Eintritt frei

Es wird auch die Militarisierung der Stadt sowie die erlebte Polizeirepression thematisiert. Ein Kapitel widmet sich den Erfahrungen aus Gerichtsverhandlungen. Die Thematik wollten wir aber nicht in den Vordergrund stellen und lieber die Vielfalt der Proteste aus Sicht der Aktivist*innen darstellen. Deshalb haben auch sie die Texte in dem Buch verfasst und nicht NGOs, Parteien oder andere Großorganisationen. Indem wir ermächtigende Elemente von unten zeigen und zu zukünftigen Protesten ermutigen, setzen wir der Berichterstattung der bürgerlichen Presse etwas entgegen. Aber es gibt auch viele traumatische Erfahrungen.

In welchem Zusammenhang?

Zum Teil wurden Demonstrant*innen schwer verletzt. In einem sehr beeindruckenden Bericht erzählt eine Ver.di-Jugendliche aus dem Ruhrgebiet von dem Polizeieinsatz während der Demonstration am Rondenbarg. Darin wird deutlich, dass viele der von Polizeigewalt betroffenen auch heute noch, über ein Jahr später, unter den Erfahrungen leiden.

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