heute in hamburg: „Da war keine Zeit mehr zu klagen“
Fotoausstellung: „Die Diskreditierten“, 14 Uhr, Kölibri, Hein-Köllisch-Platz 11/12
Interview David Günther
taz: Frau Stroux, setzt der Ausschluss vom G20-Gipfel den betroffenen Journalist*innen immer noch zu?
Marily Stroux: Ich persönlich wurde nicht ausgeschlossen.
32 akkreditierte Pressevertreter*innen wurde der Zugang zum Tagungsort verweigert. Eine Ausstellung bringt die betroffenen Reporter*innen zusammen. Warum sind Sie dann dabei?
Weil ich 2007 beim G8-Gipfel in Heiligendamm vorerst ausgeschlossen wurde. Ich kenne also die Lage. Ein paar Wochen vor dem Gipfeltreffen wurde mir die Akkreditierung entzogen. Daraufhin habe ich geklagt und gewonnen. Damit habe ich die Akkreditierung wiederbekommen. Durch die Erfahrung wurde mir klar, dass es eine Akte über mich gibt. Bei meinem Antrag auf Einbürgerung habe ich darauf bestanden, die Akten einzusehen.
Beim G20-Gipfel hatten Sie keine Probleme?
Da war es so, dass die Reporter*innen zwar anfangs ihre Akkreditierung hatten, sie dann aber am Tag des Gipfels entzogen wurden. Es gab also keine Zeit mehr zu klagen. Ich selbst habe die Geschehnisse auf der Straße dokumentiert und bin nicht zu Terminen mit den Politikern gegangen.
Haben Sie sich näher damit beschäftigt, wem die Akkreditierung entzogen wurde?
Es gab eine Liste, auf der die Namen der Journalist*innen standen. Die Akkreditierung wurde entzogen, wenn die darauf erwähnten Reporter*innen zum Tagungsort kamen. Das war für die Betroffenen natürlich schlimm, denn sie kamen im Auftrag einer Redaktion. Eine Begründung haben sie meines Wissens nicht bekommen.
Marily Stroux, 69, Fotojournalistin, hat 2007 mit einer Klage die Akkreditierung zum G8-Gipfel wiedererlangt und dokumentierte den G20-Gipfel.
Was verbindet die verschiedenen Arbeiten in der Ausstellung?
Die Betroffenen gingen auf die Straße, um dort Fotos von den Protesten und den Menschen zu machen. Dort ließ sich vieles dokumentieren.
Gibt es einen bestimmten Fokus der Bilder?
Die Emotionen und Geschehnisse der Menschen, die Massen, die Proteste die Polizeigewalt. Alles was dort geschehen ist. Pressefotografen begeben sich ja gerne in Situationen, in denen es Aktion gibt.
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