piwik no script img

heute in hamburg„Es gibt keine richtige oder falsche Kultur“

Hussam Al Zaher, 30, hat in Damaskus Politikwissenschaften und Bauingenieurswesen studiert und ist Gründer des „Flüchtling-Magazins“.

Interview Hannah Maatallaoui

taz: Herr Al Zaher, was bedeutet für Sie Toleranz?

Hussam Al Zaher: Für mich ist Toleranz, dass ich die anderen Menschen akzeptiere. Ich versuche mit ihnen zu diskutieren oder zu reden, egal ob ich die andere Meinung gut oder schlecht finde. Ich akzeptiere die Gedanken und Meinungen von anderen Menschen. Wenn ich nicht ihrer Meinung bin, dann versuche ich trotzdem, die andere Seite zu verstehen. Ein respektvoller Umgang miteinander ist dabei wichtig.

Wie nehmen Ihre Gesprächspartner das auf, haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht?

Ich habe auch schon Hass-Nachrichten bekommen. Aber das ist für mich keine wichtige Sache. Ich beschäftige mich lieber mit den Menschen, mit denen ich auf der Straße rede. Nicht mit den Menschen, die schlecht über uns oder mich reden.

Also ist das Ihr Umgang damit – sich auf das Positive zu konzentrieren?

Ja. Es gibt Beleidigungen und Respektlosigkeit, aber mit manchen Menschen kann man einfach nicht diskutieren. Es bringt nichts, sich lange damit zu beschäftigen. Wir können nur weiterkommen, wenn wir uns gegenseitig respektieren.

Wie kann ein kultureller Austausch zu einem guten Miteinander beitragen?

Gespräch: „Toleranz aus Sicht von Geflüchteten und Deutschen“, 19 Uhr, Leet-Hub, Bernstorffstr. 118

Wir sind Geflüchtete und sind auch mit unserer Kultur hierhergekommen. Wir integrieren uns in die deutsche Gesellschaft, da wir hier jetzt leben. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht nur die deutsche Kultur annehmen, sondern auch unsere Kultur weiterleben können. Ich finde einen kulturellen Austausch wichtig, da er die menschliche Entwicklung fördert. Es gibt vor allem auch keine „richtige“ oder „falsche“ Kultur.

Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen – was hat gut funktioniert im kulturellen Austausch?

Ich habe mittlerweile viele deutsche Freunde und Freundinnen. Die interessieren sich für meine Kultur. Ich lade sie gerne zum arabischen Essen ein und wir reden manchmal auch über die arabische Geschichte. Das ist für mich auf jeden Fall eine positive Sache, die durch den kulturellen Austausch entsteht. Ich beschäftige mich auch mit der deutschen Kultur und der Entwicklung der Gesellschaft, weil ich hier leben und meine Zukunft aufbauen möchte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen