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heute in hamburg„Die beiden waren sehr selbstbewusst“

Foto: privat

Iris Groschek, 49, ist Historikerin und arbeitet in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Interview Friederike Gräff

taz: Wie sind Sie auf das liberianisch-deutsche Paar Fatima Massaquoi und Richard Heydorn gestoßen, Frau Groschek?

Iris Groschek: Mein Kollege Rainer Hering und ich haben vor dem Buch über dieses Paar schon ein anderes gemeinsam geschrieben: über Wilhelm Heydorn, den Vater von Richard. Wir sind so auf den Sohn gestoßen und dachten: Das ist eine spannende Geschichte.

Wie schwierig muss man sich in den 30er-Jahren eine Beziehung zwischen einer liberianischen Konsulstochter und einem Hamburgischen Pastorensohn vorstellen?

Es gab damals nichts so viele dunkelhäutige Menschen in Hamburg, insofern fielen die Mitglieder der Familie Massaquoi auf. Einmal wollte Richard seine Freundin mit zu einer Feier der Chorvereinigung Blankenese nehmen, aber sie wurden vom Chorleiter herausgeschmissen. Es war wohl nicht immer einfach, zu dieser Beziehung zu stehen. Sie haben ja eine gemeinsame Bude, wie es damals hieß, genommen …

was als unverheiratetes Paar damals ungewöhnlich war …

Die beiden waren sehr selbstbewusst für die damalige Zeit. Wobei Richard relativ früh, 1933 schon, nach Paris gegangen ist, weil er in Deutschland nicht mehr atmen konnte, so beschrieb er das. Er hat versucht, Fatima zu überzeugen, mitzukommen, was nicht gelungen ist. Sie blieb noch bis 1935 in Deutschland, während er in ihre Heimat Liberia gegangen ist. Es waren beides sehr freigeistige Menschen. Fatima ist später eine bekannte Kämpferin für die liberianische Kultur geworden.

Weiß man, warum sich die beiden getrennt haben?

Lesung „Fatima Massaquoi und Richard Heydorn. Ein Paar zwischen Hamburg und Liberia“: 18 Uhr, Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel, Kritenbarg 8

Das geben die Quellen nicht her. Ich denke, dass ganz wichtig war, dass Richard allein nach Paris ging. Aber es gab auch danach noch eine Verbindung – das zeigt sich auch daran, dass Richard sauer auf seine Mutter war, als diese Fatima von Gerüchten über seine Verlobung erzählte.

Gibt es etwas, was man aus dieser Beziehung lernen kann?

Man sieht, wie die Faszination füreinander und für ein jeweils fremdes Land – sie hat die Zeit in Deutschland immer sehr hoch gehalten – dazu führen kann, dass man seinen Horizont erweitert. Richard ist durch diese Beziehung nach Afrika gegangen und Fatima hat in Deutschland Impulse bekommen, die sie wieder in ihr Land mitgenommen hat.

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