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heute in hamburg„Demokratie bedeutet Elitenherrschaft“

Foto: Lisa Oppermann

Veit Selk,

38, forscht als Politikwissenschaftler an der Universität Darmstadt über Populismus.

Interview: Maren Knödl

taz: Herr Selk, ist Populismus generell schlecht?

Veit Selk: Nein. Wenn man Populismus bewerten will, muss man auf die Ziele und Inhalte schauen. Natürlich kann man auch die Form kritisieren. Und das es etwas Demagogisches und Vereinfachendes hat. Aber das hängt auch mit den Grundlagen der Demokratie zusammen. Demokratie bedeutet eben eine Elitenherrschaft von Repräsentanten über einen gewissen Zeitraum.

Das klingt, als wäre der Populismus unumgänglich. Wie sollte also mit ihm umgegangen werden?

Ich glaube, es ist vor allem wichtig, dass aus dem Populismus in der Demokratie kein Populismus gegen die Demokratie wird. Dazu müsste zum einen die politische Bildung ausgeweitet werden. Aber es bräuchte auch ein breites Spektrum im Parteiensystem und sichtbare unterschiedliche Standpunkte. Gefährlich wird es, wenn sich zwei Lager bilden und beispielsweise die etablierten Parteien nur einer selbsternannten Alternative gegenüberstehen.

Gibt es ein Land in Europa, dass vom Phänomen Populismus nicht betroffen ist und wenn ja, woran liegt das?

Also bis vor Kurzem hätte ich noch Deutschland gesagt. Aber hier hat sich eine neue Konfliktlinie durchgesetzt, ganz grob gesagt zwischen dem individuellen Wunsch nach Öffnung und dem nach Begrenzung. Das hängt meistens mit aktuellen Anlässen zusammen, der Euro-Krise zum Beispiel. Und dann kommt es darauf an, ob sich aus dem Populismus Akteure herausbilden.

Sarah Wagenknecht versucht gerade mit ihrer Kampagne „Aufstehen“ von links zu mobilisieren. Ist das auch Populismus?

Vortrag: „Zerstören populistische Bewegungen die Demokratie?“, 19 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2

Da sehe ich noch keinen Populismus. Im Moment fehlen aber auch noch die Inhalte. Aber auch formell fehlt da das Element „Volk gegen Elite“. Da gab es, beispielsweise mit Podemos in Spanien, schon linkspopulistische Bewegungen, die dann auch an der Urne Erfolg hatten.

Wäre Linkspopulismus in Deutschland ein wichtiger Ausgleich für den Diskurs?

Der könnte durchaus Einfluss bekommen, weil es eine Position ist, die bis jetzt noch nicht besetzt ist – also wirtschaftspolitisch links, kulturpolitisch sehr liberal und mit einer gewissen antielitären Stoßrichtung. Das könnte sich schon auf die öffentliche Meinung auswirken.

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