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heute in hamburg„Es war sobunt und wunderschön“

Susanne Dohrn, 62, schrieb das Buch „Das Ende der Natur – Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“ und ist Journalistin und Ratsfrau der Stadt Tornesch.

Interview Liyang Zhao

taz: Frau Dohrn, haben Sie das Sterben der Natur vor Ihrer eigenen Haustür erlebt?

Susanne Dohrn: Ja, Ich komme aus einem kleinen Dorf. Da gab es früher viele bunte Wiesen. Dass diese langsam verschwanden, habe ich lange Zeit gar nicht bemerkt. Erst durch eine Reise ins Baltikum, wurde mir das bewusst. Da war es so bunt und wunderschön. Als ich dann zurückkam, merkte ich, dass es das alles bei uns nicht mehr gab.

Ist die Landwirtschaft daran schuld?

Sie trägt einen großen Teil der Schuld. Über 50 Prozent der Flächen in Deutschland werden landwirtschaftlich genutzt.

Wie beeinflusst das die Natur?

Die Landwirte bewirken eine ganze Aussterbe-Kaskade in der Natur. Sie setzen zum Beispiel Mittel gegen „Unkräuter“ ein. Diese sind aber Lebensgrundlage vieler Insekten, von denen sich wiederum Vögel ernähren. Ohne Nahrung sterben auch diese aus. Zudem werden die Äcker immer weiter vergrößert. Randstreifen, Hecken und Gräben fallen dabei weg. Das nimmt den Tieren und Pflanzen auch noch ihre Lebensräume.

Warum ist es gerade jetzt so wichtig, etwas zu unternehmen?

Die Veränderungen sind dramatisch. Die Zahl der Insekten ist in den letzten 30 Jahren um rund 80 Prozent gesunken. Vor allem Feldvögel sterben auch aus. Das Rebhuhn ist dafür ein Paradebeispiel. In Schleswig-Holstein existieren nur noch fünf Prozent des Bestandes von vor ein paar Jahrzehnten. Es gibt einfach keine Nahrung mehr für sie. Angesichts dieser Zahlen frage ich mich: Worauf wollen wir da noch warten?

Muss sich die Politik ändern?

Ja, definitiv. Die Politik sollte Landwirte finanziell unterstützen, um die Biodiversität zu schützen.

Was können wir tun?

Wir sollten darauf achten, was wir konsumieren. Wir könnten mehr Bio-Produkte kaufen. Es ist bewiesen, dass die Biodiversität auf Biofeldern höher ist. Oder wir könnten unsere Gärten bunter gestalten.

Das haben Sie getan. Wie sieht Ihre „wilde Wiese“ aus?

Ich habe 100 Quadratmeter wilde Natur in meinen Garten gepflanzt. Dort wachsen 35 verschiedene Pflanzen, nur elf davon sind Gräser. Im Sommer lockt die Vielfalt viele Schwebfliegen, Wildbienen und Schmetterlinge an. Viele gab es hier vorher gar nicht.

Lesung und Diskussion „Die Landwirtschaft und das stille Sterben vor unserer Haustür“, 19 Uhr, Nabu Hamburg, Klaus-Groth-Straße 21

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