heute in hamburg: „Sie wollen die schönen Dinge erzählen“
Christa Prüßner, 63, ist Soziologin und Koordinatorin für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe „Wir für Niendorf“.
Interview Philipp Schulte
taz: Frau Prüßner, Sie veranstalten einen Länderabend zu Afghanistan. Waren Sie schon mal dort?
Christa Prüßner: Nein, aber ich würde gerne einmal dahin. Mich interessieren die Länder, mit deren Menschen ich in unserer Flüchtlingsinitiative „Wir für Niendorf“ zu tun habe. Das sind Somalia, der Irak, der Iran, Syrien, Eritrea und einige mehr. Ich höre immer schöne Dinge über diese Länder. Deshalb machen wir eine paar Länderabende. Wir wollen über sie informieren.
Was sind denn schöne Seiten Afghanistans?
Es gibt viele Berge, weite Landschaften und große Städte. Der Nationalsport ist Cricket. Bei unserem Abend soll es vorwiegend um kulturelle Dinge gehen, anstatt um Krieg und Terror: um das Essen, die Musik, die Kleidung und wie man in dem Land tanzt. Es werden fünf Afghanen, die nach Deutschland geflüchtet sind, von ihrem Land und ihren Erfahrungen dort erzählen.
Von welchen zum Beispiel?
Sie erzählen, wie sich das Land verändert hat. Dort hat ja nicht immer Krieg geherrscht. Mir wurde berichtet, dass – bevor die Taliban in vielen Regionen die Herrschaft übernommen haben – Frauen mehr Rechte hatten. Sie durften zum Beispiel zur Schule gehen. Die fünf, die bei uns auftreten, wollen zeigen, warum sie Heimweh haben und von den schönen Dinge ihres Landes erzählen.
Wird auch eine Frau berichten?
Ja, sie will über Sehenswürdigkeiten berichten. Zwei weitere Afghaninnen werden ebenfalls da sein. Die Gäste können sich auch mit ihnen austauschen. Insgesamt werden es keine langen Vorträge von 30 Minuten sein, sondern kurze Eindrücke werden vermittelt.
Sie kündigen einen Abend für alle Sinne an. Was gibt es noch?
Es wird Tee geben und kleine für Afghanistan typische Snacks: etwa Früchtekuchen, Teigtaschen oder Nüsse.
Wie ist der Kontakt insgesamt zwischen Ihnen und den Geflüchteten?
Wir haben eine Erstaufnahme für Geflüchtete in Niendorf. Die Alte Schule ist dann ein offener Treffpunkt für sie und eine Plattform, wo sie sich austauschen können. Sie ist zu einer Begegnungsstätte geworden. Ich treffe die Geflüchteten fast täglich. Ein Afghane hat zu mir einmal gesagt, dass das Café in der Alten Schule wie sein Dorf zuhause sei. Da sind schon einige Freundschaften entstanden.
Länderabend Afghanistan: 19.30 Uhr, Café Mittenmang in der Alten Schule Niendorf
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